Island Sommer 2013
Motorradabenteuer unter Polarlichtern
V 1.0.1 vom 17.12.2013 updated 17.12.2013 ©2013

Eine Motorradreise zusammen mit Wolfgang alias "Gobibär" (den Namen hat er während einer Mongoleitour erhalten...) mit seiner Friwi-BMW. Das war im Spätsommer (Ende August und Anfang September) und somit schon recht frisch und oft auch regnerisch. Im September kam dann noch der Schnee dazu, so daß ich die Hochlandpisten durch Matschschnee fahren mußte. Es gab jede Menge kalte Flußdurchquerungen und kalte Zeltnächte. Abenteuerlicher als ic dachten, obwohl die Insel ja nicht so groß ist. Es empfiehlt sich auf jeden Fall grobstollige Besohlung fürs Motorrad. Die Ringstraße (bis auf kurze Flecken im Osten der Insel) ist asphaltiert und auch für Anfänger gut geeignet. Für die Inselüberquerungen sollte aber ein wenig Pistenerfahrung vorliegen - schwierig sind sie aber nicht, sofern die Flüsse nicht zu tief sind. Die Motorräder hatten wir per Seefracht via Cuxhaven bringen und holen lassen, was problemlos, schnell, professionell und bezahlbar abzuwickeln war (Reederei Samskip, organisiert durch Kria). Der Flug mit Icelandair ist recht günstig. Teuer sind Unterkünfte und Verpflegung in Island, daher haben wir weit überwiegend gezeltet und uns selbst verpflegt. Das wurde mit genialen freien Zeltplätzen, Sonnenauf- und Untergängen und mehrmalig auch mit Polarlichtern belohnt - siehe nachfolgende Fotos.
Meine alte HPN-BMW mit am Reiseende mehr als 337.000 km am Buckel war dann mal grundüberholungsbedürftig, hat mich aber nicht im Stich gelassen. Mal abgesehen von 7 (!) Reifenpannen. Ich hatte eine "normale" Panne, die übrigen waren auf einen blöden Zufall zurückzuführen: an einer Tankstelle hatte ich mir einen losen Angelhaken (!) eingefahren. Beim Reparieren habe ich den örtlichen Kompressor verwendet, der einen eingestellten Druck versucht zu erreichen (die neumodischen amerikanischen Dinger mit dem LCD Display). Da wir aber nur den Schlauch testen wollten auf Dichtheit, schaltet der Kompressor nicht ab und der Hinterradschlauch platzt! Das ging wirklich zu schnell um noch zu reagieren. Da ich nur noch einen 21" Vorderradschlauch als Ersatz hatte und vor Ort nix zu organisieren war, wurde er in das 17" Hinterrad gefaltet. Hält natürlich nicht lange, und so traten an den Knickstellen auf dem Weg in die Hauptstadt noch etliche Platten auf, die ich teilweise im Eisregen reparieren mußte. Leider hatte mich Gobibär zu dem Zeitpunkt schon verlassen, da er nach Hause mußte.
Ich habe so ziemlich alle Routen auf der Insel, auch die drei großen Hochlandquerungen gemacht, z.T. mehrfach, um Schlechtwetter auszuweichen. Nur die Westfjorde waren so verregnet und neblig, dass ich darauf verzichtet habe, zumal ich sie bei der Winterreise im Vorjahr bereits gesehen hatte (wunderschön). Eine Karte mit der gefahrenen Strecke habe ich hier. Wer möchte, findet das GPX file für den Navi mit der Route hier (rechte Maustaste "sichern unter"). Besondere Punkte und Camps sind blau markiert. Die Strecke ist 6212 km lang, davon etwa 1200 km Pisten unterschiedlichsten Zustandes. Sehr zu empfehlen ist der Straßenzustandsbericht und IMO-Wetterbericht, Zeitungswetterbericht, und ggf. auch die Aurora-Vohersage auf dem iPad oder Smartphone (Prepaid-SIM Karte kaufen) regelmäßig zu prüfen und ggf. rechtzeitig "auf die andere Seite der Insel" zu fahren. Fürs iPad gibt es die geniale Wetter-App "WeatherMap+" die weltweit funktoniert und Satellitendaten der NASA verwendet. Die wird laufend aktualisiert und ist besonders detailgenau aufzoombar. Das Wetter wechselt unglaublich schnell, und nach einem Schneesturm scheint oft nach zwei Stunden schon wieder die Sonne als wenn nichts gewesen wäre. Fürs Fotografieren auf jeden Fall toll, da sich so oft unglaubliche Stimmungen und ganz spezielle Farben entfalten.
Island ist - obwohl im Laufe der Finanzkrise die isländische Krone fast auf den halben Wert gesunken ist - immer noch recht teuer. Restaurants sind richtig teuer und Übernachtungen kosten in B&Bs im Sommer ab 100 Euro aufwärts, in einfachen Hotels muss man ab 150 Euro einkalkulieren (bei der Suche nach bezahlbaren Unterkpünften hilft das Internet sehr). Wir haben daher weit überwiegend im Zelt übernachtet (und Essen im Supermarkt gekauft). Das hat auch den Vorteil, dass man die ganze lange Nacht wunderschön das Polarlicht (Aurora) beobachten und auch gleich fotografieren kann, wenn es auftaucht. Denn trotz Vorhersage der Verteilung der globalen Intensität der Aurora kann man den Zeitpunkt nicht so genau vorhersehen. Das hängt nämlich noch von vielen anderen Faktoren ab, nämlich der Himmelsbedeckung mit Wolken, der Lichtverschmutzung der Umgebung (die Isländer verschwenden leider viel Strom mit extensiver Strassenbeleuchtung) und dem Breitengrad, auf dem sich die Aurora gerade entfaltet. Ausserdem verschlechtert ein heller nördlich stehender Mond die Sichtbarkeit der Aurora, die Mondphase und Mondbahn seien also auch noch beachtet. Je stärker der Teilchenfluß der Sonne, desto weiter nach Süden erstreckt sich der Bogen des Polarlichts. Bei extrem starken Sonnenstürmen kann das Polarlicht gelegentlich sogar in Norddeutschland beobachtet werden. Eine ungefähre Idee zur täglichen Aurorastärke erhält man auch durch die täglich neu von Lesern veröffentlichten Fotos auf Spaceweather.com. Oft hält die Aurora eine Viertelstunde bis mehrere Stunden an, zumindest an Tagen mit hoher Aktivität (Kp-Wert Vorhersage ab 3-4). Die Sonnenaktivität schwankt in einem 11-Jahresrhytmus, der rechnerisch von Anfang 2012 bis Anfang 2014 ein Maximum hat, daher derzeit auch oft und kräftige Aurora. Polarlichter zu sehen ist in Island aber erst ab Ende August möglich, weil es vorher nicht richtig dunkel wird.
Landschaftlich besonders gefallen haben uns die vielen tollen Wasserfälle (Gullfoss, Skogafoss, Seljalandsfoss und etliche weiter), die Gegend um den Mývatn-See und die Gletscherbucht Jökulsárlón am Vatnajökull mit den verschiedenfarbigen, spektakulären Eisblöcken. Diese werden erst ins Meer ausgespuckt und dann vom Salzwasser glattgelutscht und mit der Flut wieder auf den schwarzen Lavastrand gepült. Das Hochland ist von einigen Vulkanaschepisten durchzogen und hat einen völlig eigenen, sehr reizvollen Charakter. Fotografisch gesehen bietet Island auch im Sommer neben den bekannten Zielen viele tolle und touristenfreie Motive und interessante Lichtstimmungen.
Eine gute von mir propagierte Methode, um keine Aurora fotografisch zu verpassen, ist es, jede halbe oder ganze Minute ein langzeitbelichtetes Foto auf dem Stativ automatisch auszulösen (bei der Canon 5D Mark II geht das z.B. sehr gut mit der alternativen Software "Magic Latern", die neben vielen tollen Funktionen ein Intervallauslöser bietet, Nikons haben das z.T. sogar ab Werk eingebaut). Ein gutes Anfangssetup für Testbelichtungen bei mittelstarker Aurora ist f2.8, ISO 1600-3200, 20s Belichtungszeit und manuellem Fokus auf unendlich. Am besten geht es mit den modernen lichtempfindlichen Vollformat-Kameras. Je nach Intensität taucht das Polarlicht im Norden auf, wird es stärker, spannte es von NO nach NW. Ist es sehr stark, spannt es von O nach W, direkt über unsere Köpfe. Es ist eine interessante Technik, diese Bilder zu einem Zeitrafferfilm zusammenzufügen und auch die interessantesten Einzelfotos zu nutzen.
Ich habe 3211 Fotos gemacht und davon 358 ausgewählt, die im Anschluß auf 16 Seiten zu sehen sind. Durch Anklicken der Vorschau kommt man zu den ganzseitigen Fotos (1080 Pixel breit), hier kann man auch mit den Pfeilen weiterblättern. Alle Fotos enstanden mit meiner Canon 5D Mark III, den Brennweiten EF14mm 2.8 L II USM, EF24-105mm 4.0 L IS, Canon EF100-400mm 4.5-5.6 L IS USM sowie gelegentlich dem manuellem "Pancake" Voigtländer 21mm 3.5. Kein Blitzlicht, allenfalls Taschenlampenlicht gewedelt auf den Vordergrund. Dafür wurden häufig mehrsekündige Langzeitbelichtungen mit den hervorragenden B+W ND-Filtern gemacht, besonders wenn Wasser als Motiv im Bild war. Die Entwicklung der RAW-Dateien erfolgte im aktuellen Adobe Lightroom 4.4, eine geniale Software, die ich nur jedem ans Herz legen kann, der seine Fotos besser haben will, als die normalen JPGs, die eine Kamera normalerweise so ausspuckt.
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