Possi's Tips: Offroad-Fahrtechnik (2)

V 1.0.8 vom 01.03.96, Udate 02.02.97 ©1996


Mit der BMW am Erg Chebbi

Wie fahre ich auf Dünen?

Grundsätzlich ist alles, was ich gerade zum Sandfahren gesagt habe, Grundvorraussetzung. Wer die höchsten Dünengipfel befahren will, hat da mit einer sehr starken, leichten Sportenduro die besten Chancen. Es gibt Dünen, die sich aufgrund ihrer unruhigen inneren Struktur nicht oder nur schlecht zum Dünenfahren eignen (z.B. der Erg Chebbi in Marokko), andere sind viel größer und ruhiger (z.B. in Algerien und Libyen) und somit leichter zu befahren. Die Technik ist folgende: Gelände im Dünental inspizieren, ein wenig herumfahren. Man sucht sich eine gerade Linie bis zum Dünenkamm, es dürfen keine Wüstengrasbüschel oder Kanten, keine Wellen oder sowas im Weg liegen. Man beschleunigt zunächst auf mittlere Geschwindiggkeiten um die 80 km/h und fährt, sobald es steiler wird, mit Vollgas, bis die Drehzahl sinkt, schaltet dann schnell runter usw. Bevor man zu langsam wird, zieht man in der Wand sozusagen einen langen Bogen zu einer "Steilwandkurve" und fährt wieder ab. Möglichst nicht in der Wand stehenbleiben, weil die Bergung des Motorrades oft anstrengend ist. Bei jedem Versuch weitet man das "U" aus, bis man ein Gefühl dafür bekommen hat, wie hoch man mit wieviel Gas und Schwung kommt. Dann kann man probieren, an einem nicht zu "kantigem" Dünenkamm einen Zielstopp hinzulegen, das Vorderrad soll dabei schon auf der "anderen" Seite stehen. Dort sollte man sich dann durchfräsen und abfahren. Vorsicht, wer zu schnell kommt, macht einen Abflug! Lebensgefährlich! Beim Abfahren dann etwas Gas geben und im 2. oder 3. Gang runterfahren. Nicht vorne bremsen! Überschlagsgefahr! Das klingt jetzt alles etwas dramatisch, aber wer Gefühl hat und sich im Team mit einem Partner langsam rantastet, der schafft das schon. Meine höchste Düne steht im Erg Tiodaine (Algerien) und war gemessene 330 Meter hoch (ich habe so eine häsliche Casio Höhenmesser-Uhr, wo ich das auf 5 Meter genau ermitteln kann!). Der Anlauf dazu war 2 km lang, Vollgas 140km/h auf meiner TT600! Achtung, Manche Wände sind so steil, daß die Maschine im 2. Gang aufwheelt, obwohl der Körper maximal über den Lenker nach vorne gelehnt ist! Auch mit Sozia habe ich schon hohe Dünen erklommen (so eine mutige Sozia ist aber eher die Ausnahme!). Bild: beim genußvollen Fahren im Erg Chebbi, Marokko, 1995.
Normale, gespurte sandige Piste

Wie fahre ich durch sandige Spurrillen?

Sandige Spurrillen sind bei Anfängern besonders unbeliebt, weil das Fahrwerk so "rührt". Kleinere Spurrillen kreuzt man in nicht zu spitzem Winkel, oder so schnell, daß es nur noch am Heck ein bischen "schwanzelt". Das Schwanzeln ignoriert man mental bewußt einfach, man gewöhnt sich dran. Gute Schutzkleidung, insbesondere gute Stiefel, aber auch Crosspanzer, geben einem Mut, am Gas zu bleiben. Besonders tiefe Spurrillen, in denen man fahren muß, weil man nicht ausweichen kann, fährt man ausreichend schnell und vor allem mit "Linie", siehe oben. Anfängern kann es helfen, wenn sie sich vorstellen, sie müßten eine ganz leichte Wellenlinie in der Mitte der Spurrille fahren. Nicht "Fusseln"! Das ist gefährlich! Man kommt ins Trudeln und verliert an Kondition (weil man nicht voran kommt und es tierisch anstrengend ist). Die Kiste macht, was sie will, weil man sie nicht mehr über die Fußrasten "führen" kann. Mit Sozia und Gepäck ist das Fahren von tiefen, sandigen Spurrillen (gut 50 cm tief!) besonders schwer, was ich speziell mit schlechten Reifen in Australien wieder erleben durfte. Bild: Algerien, leichte Sandpiste, Fadnoun-Plateau.
Wellblechpiste im Death Valley, USA

Wie fahre ich "Wellblech"?

Über Wellblechpisten liest man ja in allerlei Büchern die tollsten Geschichten. Dazu kann ich nur sagen, für Motorradfahrer ist Wellblech ein viel geringeres Problem, als für den Autofahrer. Die Autos können entweder nur ganz langsam über das Wellblech fahren, oder so schnell (meist 80 km/h und mehr), daß die Räder den Wellen nicht mehr folgen und das materialmordende Gerüttel in mittleren Geschwindigkeiten aufhört. Moderne Endurofederungen filtern so ziemlich das meiste weg, und das bischen Rattern, das übrigbleibt, kann man ertragen (Gepäck und Nummernschild gut sichern!). Mit einer modernen Enduro kann man normales Wellblech auch praktisch in jedem Tempobereich fahren. Selten ist eine "langhubige" Art von Wellblech, wo die Wellen im Abstand von 0,5 bis 1 Meter folgen und bis zu 30 cm hoch sind. Wer da zu schnell fährt, verliert jede Haftung und kann weder rasch den Kurs korrigieren noch bremsen. Dieses Wellblech wird angeblich von vielachsigen LKW erzeugt und dann vom Wind ausgeformt. Meist kann man in den Pistenrandbereich ausweichen. Bild: Einfache Wellblechpiste im Tal des Todes, USA, 1989. Es hatte rund 50 Grad Hitze!
TT durchs Wasser

Was ist bei Wasserdurchfahrten zu beachten?

Bis 20cm Wassertiefe: gar nix. Test für wasserdichte Stiefel. Tiefe Wasserdurchfahrten: der erste kritische Punkt ist der Motor, wenn der überhitzt war, kann das Gehäuse Risse bekommen. Abhilfe: etwas abkühlen lassen, Wasser mit der Hand draufspritzen. Der zweite kritische Punkt ist der Luftansaug, wenn der unter Wasser kommt, steht der Motor sofort. Wenn das nicht mit hoher Drehzahl passiert, entsteht kein Schaden (sog. Wasserschlag). Das Wiederbeleben des Motors kann mühsam werden, weil der Luftfilter rausgebaut werden muß, Kerzen getrocknet usw. Wenn der Fluß also (wie der tidenabhängige Bloofield-River in Australien bei mir seinerzeit) für den Luftansaug zu tief ist, dann lieber von vorneherein durchschieben (der dort 300m breite und über einen Meter tiefe Fluß war krokodilverseucht, es blieb uns aber keine Wahl wegen der anlaufenden Flut. Es schaute nur noch der Lenker raus). Der dritte Punkt ist die Elektrik, die eigentlich wasserdicht sein muß bei einer Enduro, aber manchmal ist eben Kerzenstecker, Zündspule und Kabel undicht, dann setzt sofort der Zündfunke aus, wenn viel Wasser daherkommt. Neben diesen technischen Dingen sollte man vor solchen Unternehmungen mal durchwaten um Bodenbeschaffenheit (glitschiges Kugelgelröll?) und Wassertiefe genau zu testen. Nicht zu langsam fahren, sonst fallen die Kreiselkräfte weg und man verliert die Balance, außerdem ist der "Unterwasser-Grip" der Reifen in der Regel ganz schlecht, so daß man nicht hängenbleiben sollte. Bild: Hier bin ich beim feuchten Endurofahren am Panzerschießplatz in München.
BMW Buch Seite 90, mein Bild

Wie fahre ich einen Drift?

Das zu können ist nicht erforderlich aber sehr nützlich. Man übt (in kompletter Kampfmontur!) mit leichter, unbeladener Maschine auf möglichst glattem, staubigem oder leicht sandigem Boden. Die Maschine wird dabei mit Sicherheit einige Male wegrutschen und hinfliegen, also Spiegel und Blinker vorher runterschrauben. Jetzt fährt man enge Kreise und Achter im Zweitem, und stellt den Fuß raus, damit er den Boden berührt. Jetzt gibt man dosiert leichte Gasstöße, lenkt leicht ein, gewinnt dadurch mehr Schräglage und versucht zu spüren, wie das Hinterrad ausbricht. Dabei streng den Kurvenradius beibehalten, nicht nervös geradeauslenken! Wenn man das unter Kontrolle hat, gibt man forscher Gas und läßt das Heck richtig quer kommen. Dabei immer am Gas bleiben. Das durchrotierende Hinterrad baut gute Kreiselkräfte auf, solange man Gas gibt, kippt man nicht um! Wenn man den Bogen raus hat, fährt man fast jede Kurve mit Drift flotter und sicherer. Dann kann man auch versuchen, diese Technik auf die beladene Maschine anzuwenden. Dann kommt die Zweizylinder-Enduro. Und dann macht man es sogar mit einer (mutigen) Sozia hinten drauf! Bild: Hier fahre ich mit mit einer beschädigten Serien-GS PD eines Freundes im großen östlichen Erg. Dieses Bild ist übrigens auch in dem empfehlenswerten Faszination-BMW-GS-Buch (STX-Verlag) abgebildet, Seite 90.
Wheelie auf der Duene

Wie geht ein Wheelie?

Vorweg: ein richtiger Wheelie (Vorderrad bleibt oben) ist gefährlich. Ein Freund hat sich mit seiner TT schwer verletzt und noch ein Auto beschädigt, als er am Biergarten-Parkplatz eine "Show" machen wollte. Auf einer Reise hat sowas nix zu suchen, besonders nicht in Afrika! Prinzipiell macht man ein Wheelie so: Auskuppeln, Gas geben, mit Schwung einkuppeln, Vorderrad kommt hoch, in den Rasten und am Lenker hängend mit etwas Gas ausbancieren, mit der Hinterrabremse wieder stoppen. Nie ohne Crosspanzer und Wirbelsäulenprotektor üben! An schnellsten lernt man es auf einer Trial-Maschine, weil die am sensibelsten am Gas hängt und auch viel leichter und kleiner als eine normale Enduro ist. Bild: Mit meiner TT im Erg Tifernine, Algerien.
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