China- und Tibet-Tour 2010

 

11.09.10 Freyung-München-Frankfurt-Peking

Abflug gegen Mittag nach Frankfurt, anschl. Flug mit China-Air nach Peking, die Nacht durch. Der Stuhlabstand ist leider sehr eng, so dass ein Schlafen unmöglich ist.

 

12.09.10 Peking- Xinjiang

Der Flugplatz in Peking ist überdimensional, der Flugbetrieb gar nicht so stark, offenbar für die Zukunft geplant. Nach 5 Std. Aufenthalt Weiterflug nach Xinjiang, wo wir am Nachmittag eintreffen und von meinem spanischen Freund Ricardo abgeholt werden. Sabrina Li ist kurzfristig nach Shanghai geflogen. Ricardo bringt uns zu einem schönen Hotel, in dem er auch selbst wohnt. Anschließend fahren wir in seine Werkstatt, wo schon seine Motorräder für uns bereit stehen. Wir montieren das Garmin GPSmap 276c Navigationsinstrument, den Stromabzweiger von der Batterie für Navi und Heizweste, Tankrucksack und Hecktasche und drehen eine kurze Proberunde. Wir werden neben den drei BMW F800 GS für Peter, Gustavo und mich noch zwei Reservebikes erhalten, die auf einem Kleinlastwagen folgen. Naja, ich fahr das Motorrad schon nicht zu Schrott! Anschließend gehen wir gemeinsam zum Abendessen. Ich bin extrem müde, kann aber wegen der Zeitverschiebung von sechs Stunden die Nacht durch kaum schlafen.

 

13.09.10 Xinjiang

Warmes sonniges Wetter bis 27°C. Wir fahren auf die Führerscheinstelle und müssen dort an verschiedenen Stellen warten, zunächst wird ein Passfoto elektronisch erstellt, dann kommt eine ärztliche Überprüfung. Dies wird so gemacht, dass man seine Handflächen öffnen und schließen soll und außerdem muss man auf einer Sehtafel einen einzigen Buchstaben erkennen. Nach Bestehen des medizinischen Testes warten wir an anderer Stelle noch um Formulare auszufüllen. Leider erhalten wir an diesem Tag den Führerschein nicht, da irgendwelche bürokratischen Hindernisse, die wir nicht verstehen, im Wege sind. Angeblich wird er am nächsten Tag ausgegeben (das ist die chinesische Art zu sagen, dass der Computer mal wieder kaputt ist). Wir streifen daher noch durch die Stadt und besorgen Telefonkarten und Datenkarten für das iPad, für Anna eine coole Sonnenbrille und fahren dann zum Kloster Kumbum. Wir besichtigen hier die Klostergebäude. Das Kloster ist vor ca. 25 Jahren komplett neu aufgebaut worden, nachdem das historische Kloster in der Kulturrevolution komplett zerstört wurde. Anschl. Fahrt in unser Hotel in Xinjiang, ich bin so müde, dass ich nach Zerschneiden der Simkarte, damit sie in mein iPad passt, gleich einschlafe.

 

 

 

14.09.10 Xinjiang-Dulan, schönes Wetter 26°C, km 29376

Nach dem Aufpacken fahren wir erst durch die Stadt, wobei der westliche Ausgang gesperrt ist, wir müssen über die Brücke, dann einen komplizierten anderen Weg wählen. Leider kommen wir nicht weit, da bei meiner BMW F800 GS ständig die elektronische Benzinstandanzeige leuchtet und außerdem eine Warnung vor einem Bremsdefekt angezeigt wird.  Dies sind wahrscheinlich nur elektronische Fehler, Benzin ist nämlich aufgefüllt und die Bremse funktioniert eigentlich auch. Bei Peter sieht es mit den Defekten schon schlechter aus, er bekommt ständig Temperaturmeldungen und plötzlich spritzt auch kochendes Kühlwasser auf seinen Helm. Er dachte zunächst, es sei nur Wischwasser vom vorausfahrenden Auto, als es überholte, hört das Spritzen jedoch nicht auf. So müssen wir erst mal pausieren und sein Wassersystem überprüfen und auffüllen. Es zeigt sich, dass die Temperaturregelung wohl defekt ist. Wir versuchen, das Instand zu setzen. Ich wundere mich, dass in den Fahrzeugen nirgendwo Frostschutzmittel im Kühlwasser ist. Ich mache wir ein wenig Sorgen, dass das bei den niedrigen Nachttemperaturen möglicherweise zum Platzen des Kühlsystems führt. Wir machen noch einen Stopp an einer lustigen Tempelanlage mit vielen Yaks, darunter auch ein Weisses. Leider ist, nachdem an Peters F800 GS ständig kochendes Wasser abspritzt auch noch an Gustavos GS das Kühlsystem undicht geworden, es verliert plötzlich sehr viel Wasser, wahrscheinlich aus einer Schlauchverbindung. Dadurch brauchen wir zu Behebung relativ viel Zeit, so dass wir erst um 22 Uhr in der Nacht ankommen. Abendessen in einem Hotel, sehr chinesisch.

 

15.09.10 Dulan-Golmund, stark bewölkt bei 18°C morgens, km 29827

Abwechslungsreiche schöne Strecke in sehr gutem Zustand, teils noch landwirtschaftlich genutzte Gegend. Peters Motorrad kocht immer häufiger, obwohl wir immer wieder Wasser nachfüllen. In Golmund gehen wir abends noch zum Essen. Es ist kalt und ungemütlich an den billigen Plastiktischen.

 

16.09.10 Golmund-Amdou, morgens 7°C, km 30177

Wir starten gegen 7.30 Uhr und fahren relativ lange bis zu dem ersten hohen Pass, der knapp 5000 Meter hoch ist. Leider auf dem Weg bis zum Pass tritt wieder das Problem mit der Wasserpumpe auf, so dass wir den halben Tag verwenden müssen, um das Motorrad aufzuladen. Der Truck wird das Motorrad nach  Lhasa bringen, Gustavo fährt dann im Truck mit und Peter übernimmt Gustavos GS. Es ist relativ kalt auf den Bikes, wir freuen uns über die erstmals erprobten beheizbaren Westen, sehr praktisch und angenehm. Hin und wieder regnet es ein wenig, die Landschaft ist sehr karg. Manchmal gibt es ein bisschen Grasnarbe, die die Yaks fressen. Hin und wieder gibt es auch schneebedeckte Berge, die allerdings wohl kaum über 6000 Meter hoch sein dürften. Wir machen immer wieder Pausen um zu trinken, Trinken ist wichtig. Nach langer Fahrt erreichen wir letztlich Amdou, ein ziemlich bescheidenes Kaff an einem wilden Fluss. Das letzte Streckenstück hatte auch Peters BMW wieder übergekocht, auch hier ist der Wasserpumpenmotor defekt, es scheint ein Standardproblem dieser F800 GS zu sein. Abends gehen wir in ein tibetischem Lokal - einer total verräuchten Einheimischen-Bude - essen.

 

17.09.10 Amdou-Lhasa, bewölkt, 5°C, km 30726

Wir verlassen Amdou gegen 7.30 Uhr und fahren dann ständig zwischen 4500 und 4800 Metern teilweise auch bis über 4900 Meter auf dem tibetanischen Hochplateau, eine relativ öde Graslandschaft, teilweise unterbrochen von kleineren Bergen mit weißem Schnee darauf. Immer wieder kreuzen Yaks die Fahrbahn, man muss höllisch aufpassen, gut reagieren und rasch bremsen. Da jetzt Peters Motorrad  heute auch kaputt ist, wird es ebenfalls auf dem Truck aufgeladen und Peter fährt dort mit, wir fahren deswegen die gesamte Strecke bis nach Lhasa alleine, knapp 500 km. Es ist bis mittags noch sehr kalt, zwischen 3 und 7°. Gut, dass wir unsere Heizwesten haben. Gegen Mittag machen wir einen Fotostopp, auf einer Yakwiese mit Schneebergen im Hintergrund. Ganz langsam senkt sich die Straße auf  etwa 3650 Meter nach Lhasa ab. In Lhasa ist die Einfallstraße ein Baustelle und daher total verstopft, so dass wir über den Bürgersteig und allerlei Schleichwege herumfahren müssen. Dann sehen wir plötzlich den Potala-Palast, wir fahren sofort hin und machen einige Fotos. Es ist im Moment leider nicht besonders schön, bewölkt, so dass wir uns dann mit Hilfe eines Taxis bis zum Hotel Four Points Sheraton führen lassen. Das Hotel ist sehr schön, aber als plötzlich die Sonne sich zeigt, fahren wir gleich wieder mit dem Motorrad zum Potala-Palast und machen hier einige schöne Fotos. Wir wissen ja nicht, wie es morgen wird. Danach endlich Baden und gemeinsames Abendessen.

 

18.09.10 Lhasa, stark bewölkt, morgens etwa 10C°, km 31144

Leider ist es heute bedeckt. Wir machen zunächst einen Ausflug mit Tamdul, unserem Tibet-Guide und Peter zum Potala-Palast. Den Palast darf man nur in Begleitung eines tibetanischen Führers betreten und Tamdul hatte eigentlich den Besuch des Palastes über eine tibetanische Reiseagentur bei den chinesischen Behörden angemeldet. Offenbar war die Information jedoch nicht zum Personal weitergegeben worden, so dass man uns hier zunächst wartend versauern lässt. Die vielen zahlreichen Pilger, die hierherkommen aus Tibet, dürfen den Palast ohne Eintritt und Kontrolle passieren. Die Chinesen, deren Polizei und Militär überall präsent ist, haben hier Röntgen-Geräte angebracht zur Kontrolle, bevor die Besucher in den Palast gelassen werden. Schließlich gelingt es uns mit Drängeln und Verhandeln und Telefonieren mit der zuständen Reiseagentur, die die Tickets für den Palast verkauft, doch in das Innere zu gelangen. Man muss viele Treppen hinaufklettern, um in den Palast zu kommen, dessen roter Kern über 1200 Jahre alt ist. Leider hatten die Chinesen zur Zeit der Kulturrevolution die meisten Einrichtungsgegenstände zerstört. Da aber seit über 20 Jahren wieder die eigene Werkstatt den Palast neu ausstattet, ist trotzdem wieder Vieles zu sehen. Erstaunlicherweise auch zahllose goldene Stupas und sitzende Buddhas, die zum Teil sogar noch alt sein sollen. Offenbar sind viele Gegenstände zur Zeit der chinesischen Kulturrevolution auch irgendwo in umliegenden Höhlen versteckt worden, so dass die Ausstattung des Palastes heute wirklich wieder sehr eindrucksvoll aussehen kann. Das Fotografieren innerhalb des Palastes wird uns verboten, überall sitzen verkleidete chinesische Polizisten herum, die sofort aus ihren Löchern springen, wenn man es trotzdem versucht. Außerdem ist alles intensiv videoüberwacht. Daher versuche ich immer im toten Winkel der Videokameras zu bleiben. Ich beobachte genau die Leute, ob es sich um Besucher handelt oder um verkleidetes Kontrollpersonal, bevor ich auf den Auslöser drücke. Gott sei Dank lärmen die einheimischen Besucher ständig so herum, dass man das Auslösegeräusch eh nicht hört. Auch der Ausblick auf die Stadt ist eindrucksvoll. Wir klettern auf der Nordseite des Palastes wieder hinunter und erreichen eine Seitenstraße, wo wir schon vorher zwei schöne sitzende kleine Buddhas aus Messing, Silber und Goldapplikationen gesehen hatten, die wir erwerben und einpacken. Wir bringen sie dann zu unserem Hotel und besichtigen anschließend mitten in der quirligen, überwiegend von Pilgern besuchten Altstadt das große Jokhang-Kloster. Ein äußerst eindrucksvoller Komplex mit zahllosen sehr schön ausgestatteten Räumen. Von hier aus hat man auch einen wundervollen Blick über die Altstadt und hinauf zum Potala-Palast. Die Sonne lässt sich kurzzeitig blicken, so dass sich hier auch einige bessere Fotos erzielen lassen. Anschließend gehe ich noch zum Friseur und lasse mir die Haare auf Militär trimmen. Üppiges Abendessen im Hotel.

 

19.09.10 Lhasa-Shigatse, heiter wechselnd mit Schauern, km 31144

Wir kommen leider nicht so früh los, da unser Guide, Tamdul, noch bei der Polizei versucht, das Permit für die Weiterreise zu bekommen. Er ist versteckt seine politischen Ansichten zu Tibet nicht genügend und wahrscheinlich wird er dafür schikaniert von den chinesischen Polizisten. Zunächst fahren wir nochmal zum Palast, um ein gutes Foto mit unseren drei Motorrädern davor zu machen. Dann verlassen wir die Stadt und fahren Richtung Süden, durch das Tsangpo-Flusstal, relativ karg, mit Pappelpflanzungen, die die Versandungen unterbinden sollen. Es  geht, nachdem wir die Hauptstrecke verlassen haben,  jetzt über einen Pass, an dessen Rückseite ein wunderschöner türkis-grün-blauer See liegt, an dem wir entlang fahren. Von hier aus geht es bei Schauerwetter auf einen weiteren über 5000 Meter hohen Pass, der re. und li. von peitschenden, vergletscherten, sehr hohen Bergen gesäumt wird. Die Landschaft ist wirklich beeindruckend. Wir machen immer wieder einige Fotos an den Stupas und an den sehenswertesten landschaftlichen Plätzen. Gegen Abend gelangen wir dann über Gyantse, wo ein eindrucksvolles Kloster auf einem Hügel liegt, schließlich nach Shigatse, eine größere Stadt mit einem sehr bekannten großen Kloster, das wir jedoch wegen der fortgeschrittenen Zeit heute noch nicht ansehen, dieses wird für morgen geplant. Das Wetter war den ganzen Nachmittag über eigentlich meist recht angenehm, teilweise regelrecht warm. Abends übernachten wir im eigentlich optisch ganz schönen Hotel, nur leider sind mal wieder die sanitären Anlagen im Zimmer kaputt.

 

20.09.10 Shigatse-New Tingri, 12°C, schönes Wetter, km 31481

Wir besichtigen zunächst die sehr schöne große Klosteranlage mit zahllosen Nebengebäuden, müssen dann aber nochmals zurück ins Hotel wegen irgendwelcher Limits. Danach fahren wir eine Strecke durch das etwa 3900-4200 Meter hohe Tal, landschaftlich sehr schön, nicht besonders viel Verkehr, Temperatur zwischen 15 und 25°. Leider können wir den Abzweig nach Sagya nicht nehmen, da wir keinen Erlaubnisschein für den Besuch dieses alten Klosters haben. Wir fahren statt dessen weiter über einen 5267 Meter hohen Pass nach New Tingri, um hier ein weiteres Permit für den Besuch des Basislagers des Mount Everest zu erhalten. Nach dem Volltanken geht es dann weiter, wobei wir an einer Militärstation gestoppt werden. Irgendwas ist an den für uns nicht lesbaren chinesischen Schriftzeichen in unserem Permit falsch, wir warten einige Stunden und es wird herumtelefoniert und diskutiert, schließlich müssen wir zurück nach New Tingri. Unser neuer tibetischer Guide (der alte wurde entlassen wegen nicht parteikonformen Verhalten) erklärt, dass er zurück muss nach Shigatse, um weitere Papiere zu bekommen. Dies kostet uns leider wahrscheinlich einen ganzen Tag. Zum Glück fällt es schon hier auf, dass ein Fehler in den Papieren ist, sonst müssten wir evtl. sogar 2000 km üble Geländestrecke zurückfahren. Leider verzieht sich das Wetter gegen abends auch etwas, hätten wir die Chance gehabt, über den Pass ins Basislager zu kommen, hätten wir sicher den Mt. Everest sehen können. Naja, vielleicht haben wir ja morgen mehr Glück mit neuen Papieren.

 

21.09.10 New Tingri-Mt. Everest Basecamp, km-Stand 31726

 

Wir starten erst gegen 14 Uhr, da vorher unser zweiter Guide sein permit nicht bekommen hat, schließlich haben wir alle Unterlagen zusammen, fahren über den gut 5120 Meter hohen Changla-Pass Richtung Mount Everest. Von dem Pass, noch auf einen Hügel fahrend, der etwa 100 Meter höher liegt, hat man einen 360° Rundumblick auf 8 Achttausender, zumindest der Lhotse und der Cho Oyu lässt sich gelegentlich zwischen den Wolken blicken, wirklich grandios. Peter ist recht schläfrig, mit der Zeit scheint es ihm aber besser zu gehen. Er hustet. Wir machen immer wir Stopps mit Aufnahmen - Videos und Fotos  - und kommen relativ spät im Base Camp an, die letzte Stunde muss ich heftig angasen und sind wir ständig zwischen 100 und 140 km/h auf der kurvigen Schotterstraße unterwegs.  Das Base Camp ist eine Ansammlung von Dutzenden von Zelten aus Leinen und Yak-Wolle, innen teilweise geheizt mit Öfchen. Einige Geländewagen hier, die Ausrüstung für die Bergsteiger mitgenommen haben. Der Everest ist leider am Schluss nur noch an der Flanke zu sehen, seine Spitze ist verhüllt, vielleicht haben wir ja morgen Glück. Temperatur abends erstaunliche plus 13,8° auf 5200 m.

 

22.09.10 Everest Basecamp-Rongbuk-Everest Basecamp, dicht bewölkt, Schauer, km-Stand 31840

Vom Everest gegenüber ist nichts zu sehen. Wir warten relativ lange. Peter geht es nicht gut, er leidet offensichtlich an Höhenkrankheit, starke Kurzatmigkeit, er ist ganz blass, hustet und redet fast nichts. Gefällt mir überhaupt nicht und hat sich über Nacht dramatisch verschlimmert. Klarer Entschluss, wir müssen leider sofort einen Transport nach New Tingri organisieren. Wenn er sich nicht erholt, wird er runter nach Lhasa müssen, das sind aber leider noch drei Fünftausender-Pässe dazwischen. Telefonisch berichtet er aus der Sanitätsstation in New Tingri, dass auch dort auf nur 4200 m Höhe es ihm nicht wesentlich besser ginge. Das hört sich nicht gut an, er muß umbedingt tiefer, um sich zu erholen. Ich hoffe, dass wir ihn von Lhasa per Flugzeug nach Kashgar bringen können, um ihn dort in einer guten Woche wieder zu treffen. Wir verweilen noch bis etwa 14 Uhr im Everest Base-Camp, fahren mit dem Shuttle bis zum sog. alten Base Camp auf ca. 5400 m Höhe, wo die Bergsteiger ihre Zelte ausgepackt haben. Hier erwischt uns leider das chinesische Militär ohne den vorgeschriebenen tibetischen Führer und schickt uns wieder zurück. Wir fahren jetzt noch nach Rongbuk und besichtigen hier das kleine Nonnenkloster, gehen dann noch in ein einheimisches kleines Lokal und warten ab. Immer wieder sind kleine Teile vom Everest, die Flanke oder der Gletscher zu sehen, aber nicht der ganze Berg. Abends fahren wir wieder zurück ins Base Camp und übernachten in unserem Zelt.

 

 

23.09.1010 Mt. Everest Basecamp-Old Tingri, Sonne, km 31848

Heute habe ich einigermaßen gut geschlafen trotz der extremen Höhe im Basislager des Mount Everest. Als ich morgens kurz hinaussehe, gegen 7.30 Uhr, ist nur ein bisschen Dunst und ansonsten überwiegend blauer Himmel zu sehen, der Mount Everest hinter einer ganz dünnen Wolke konturenhaft abgrenzbar. Wir hoffen, dass es später besser wird. Mein Motorrad springt leider auch beim dritten und letztem Startversuch nicht an, da offensichtlich die Batterie unter der Kälte gelitten hat. Wir müssen es auf diesem Geröllgrund anschieben, was nicht ganz leicht geht und man kommt auf weit über 5000 Meter auch schnell außer Atem. Wirklich idiotisch, dass diese neuen BMWs keinen Lichtschalter haben, das Licht brennt bei laufendem Motor immer und saugt die Batterie ständig leer, im Leerlauf produziert der Generator kaum mehr Strom, als das brennende Licht und die leere Batterie saugt. Moderne Technik, gemacht vom Ingenieuren, die Abenteuerreisen nur aus den Prospekten ihrer Marketingabteilung kennen. Mit eisklammen Fingern reiße ich fluchend die Kabel irgendwie aus der Verkleidung, um diesen Verbraucher zu killen. Wir fahren jetzt nachmittags weiter nach Old Tingri, nachdem wir Peters übriggebliebenes Motorrad in den Laster verladen. Es klart völlig auf. Der gigantische, Ehrfurcht einflößende Berg ist in voller Pracht zu sehen. Es hatte ja die letzten zwei Tage nachts immer ein wenig geschneit, so dass die an sich ganz schwarze Nordwand jetzt märchenhaft weiß sich präsentiert. Wir machen zahlreiche Fotos im Basislager und in Rongbuk an dem Nonnenkloster. Dann fahren wir zurück Richtung Tang-La. Der über 5200 m hohe Pass sollte auch eine gute Aussicht auf die 8000er bieten, zu diesem Zeitpunkt ist es aber bereits wieder so stark bewölkt, dass die Gipfel kaum noch zu sehen sind. Danach fahren wir  weiter nach New Tingri. Hier ist die Kontrollstation, wir entschließen uns, nicht über den Kontrollpunkt zu fahren über nach Old Tingri, um dem zeitraubenden Papierkram aus dem Weg zu gehen. Abends rufe ich Peter an, es ging ihm wohl zeitweise sehr schlecht, sein Sauerstoffpartialdruck sei in der Sanitätsstation von Tingri nur 31% gewesen. Ich hatte ihm ja schon vorher gesagt, er muss unbedingt nach Lhasa runterfahren, um sich wieder zu erholen. Scheinbar bekommt ihm die Höhe überhaupt nicht. Er ließ sich dann mit einem Taxi 7 ½ Stunden nach Lhasa fahren. Als wir in Old Tingri eintreffen, telefoniere ich nochmal mit ihm, jetzt geht es ihm wohl etwas besser. Das Krankenhaus in der Halbmillionenstadt Lhasa muss katastrophal sein, Essen müssen die Kranken selber bringen, es gibt nicht mal Klopapier. Peter liegt mit einem höhenkrankem Franzosen, dem es noch schlechter geht. Zum Glück ist Tamdul, unser Englisch-sprechender Ex-Führer, bei ihm und hilft ihm. Hoffentlich erholt er sich bald, dann könnte er vielleicht nächste Woche nach Kashi fliegen und uns dort wieder treffen. Wir beziehen Station in einem einfachen Motel in Old Tingri, von hier aus ein schöner Blick auf den Cho Oyu, technisch der einfachste Achttausender.

 

24.09.2010 Old Tingri-Saga, 5C°,  dreiviertel bewölkt, km 32005

Von Old Tingri fahren wir zunächst etwa 80 km entlang des Friendship-Highway Richtung Westen, dann Richtung Süden bis auf den La Lung La, der etwa 5000 m hoch ist. Von hier aus sieht man den Cho Oyu  mit 8188 m sowie auch den Shishapangma mit 8027 Metern, der niedrigste Achttausender. Die Berge sind fantastisch verschneit, da es vorgestern starke Niederschläge gab. Gott sei Dank ist es heute wieder einigermaßen offen und schönes Wetter. Wir fahren den Pass wieder einige Meter hinunter und nehmen eine Straße nach Westen, die derzeit gerade asphaltiert wird. Die Strecke ist schlecht zu befahren, da immer wieder verschlammte und verstaubte Umleitungen genommen werden müssen. Man hat einen herrlichen Blick auf den Shishapangma. Wir besuchen auch eine kleine Nomadensiedlung mit ihren Yaks, die Leute sind sehr freundlich. Etwa 50 km weiter machen wir eine Pause am Pilkul-Tso, ein relativ großer See auf 4330 m mit einem herrlichen Rundblick. Dann geht es über einen 5180 m hohen Pass Ma La  nach Saga, einem Militärort, gar nicht so klein, wo wir in einem Hotel Quartier beziehen. Dies scheint hier der letzte Ausgangsort Richtung Mt. Kailash zu sein, der berühmte heilige Berg mehrerer Weltreligionen, der von vielen Pilgern auch aus Indien und Nepal angesteuert wird.

 

25.09.2010 Saga-Darchen/Mt. Kailash, heiter und kalt, km 32266

Wir starten frühmorgens gegen 8 Uhr. Die Straße ist teilweise eine Baustelle mit staubigen Umleitungen, die Landschaft ist sehr schön, man sieht immer wieder weiße Eisriesen auf der Südseite der Straße. Kurze Teile der Straße sind bereits asphaltiert, andere Teile durch zerfurchte, staubige und tiefsandige Umleitungen schlecht zu befahren. Die Strecke ist heute mit über 500 km sehr weit, daher müssen wir uns beeilen. Leider werden wir an einem Kontrollposten zwei Stunden lang angehalten, kommen erst dann relativ spät weiter. Wir erreichen schließlich einen See, wo man einen schönen Blick auf den Mt. Kailash hat, auch auf einen weiteren Berg von über 7600 m Höhe, der südlich des großen Sees liegt. Heute Abend haben wir eine sehr einfache Pension, wir essen noch zu Abend in dem gegenüberliegenden engem, rauchigem Restaurant, wo uns eine Nudelsuppe gebracht wird. Nachts ist es sehr kalt, als ich frühmorgens zum Plumpslokus raus muss, sind es minus 4°C.

 

26.09.2010 Darchen-Kunggüyo See-Darchen, heiter, km 32769

Heute sind wir bereits vor 8 Uhr unterwegs, obwohl es 4C° minus hat, um den Sonnenaufgang am Mount Kailash und auf dem gegenüberliegenden 7727m hohem Guerla Mandhata zu erleben. Die Rotverfärbung dauert nicht lange, da die Luft hier so klar ist. Nach dem Frühstück fahren wir dann zusammen mit Gustavo zu einem großen See, der vor dem Guerla liegt. Gustavo gibt seinen Pass bei der Polizeistation ab und verspricht in max. einer Stunde wieder zurück zu sein. Die Gegend ist aber sehr interessant zum Fotografieren und zum Filmen, wir machen Halt an einer heiligen Stupa mit den flatternden Gebetsfähnchen und fahren auch noch zum See, wo einige hartgesottene indische Pilger sogar baden, obwohl die Wassertemperatur um die 0° liegen dürfte, wie an den vielen zugefrorenen Pfützen leicht erkennbar ist. Als wir schließlich bei der Polizeistation wieder ankommen, weigert sich der Offizier, uns durchzulassen, er scheint uns schikanieren zu wollen. Wir sind etwas zu spät und unser tibetischer Guide wird vom Polizeioffizier ziemlich zur Schnecke gemacht. Man lässt uns einfach zwei Stunden warten. Auch unser politischer Führer, der selbst Parteimitglied ist, hat seine Schwierigkeiten mit dem Offizier. Schließlich ist Wachwechsel und ein anderer Offizier kommt, mit dem ist offensichtlich besser zu verhandeln. Man lässt uns schließlich doch gehen. Hier erweist sich wieder die hässliche Seite dieses Regimes, offenbar sind westliche Ausländer so nahe an den großen Grenzen nicht gerne gesehen, das Militär wird nervös. Wir fahren dann noch mit dem Geländeauto zu zwei Klöstern unmittelbar am Mount Kailash. Das Motorrad dürfen wir nicht verwenden, da es die Polizei verboten hat. Das eine Kloster ist zwar selbst nicht besonders eindrucksvoll, liegt jedoch fantastisch vor dem Berg. In der Ebene wuseln zahlreiche Murmeltiere herum. Das andere Kloster ist eindrucksvoller zu sehen und bietet einen fantastischen Ausdruck auf den See und den 7000er gegenüber. Abends gegen wir noch in einem Restaurant zum Essen und fallen dann müde ins Bett.

27.09.2010 km Darchen-Ali, heiter, km 32843

Wir starten relativ spät, da wir heute nur eine Etappe von etwa 250 km haben. Die Straße ist recht akzeptabel, die Landschaft relativ eintönig, eine Hochgebirgswüste, rechts und links schneegekrönte Gipfel, gelegentlich Herden von Yaks, wilden Eseln und Pferden und gelegentlich auch Tibet-Antilopen, die schon recht selten sein sollen. Es geht entlang eines Tales dann einen 4938 m hohen Pass, dann wieder geringfügig hinab bis Nanru, wir passieren dann noch den Militärflugplatz von Ali, wo wir einer Militäreskorte Platz machen müssen, die mit extrem hoher Geschwindigkeit und Blaulicht durch die Gegend düst, sicher ein wichtiger Parteipolitiker oder Militär. Die Position des Flugplatzes und die Straße nach Ali sind wahrscheinlich absichtlich komplett falsch auf der Karte eingezeichnet. Ali selbst ist ein neu erbauter Ort ohne jeglichen Charme in einer völlig trockenen Gebirgswüste. Es war die ganze Zeit sehr kalt, zwischen 3 und 7°. Der Polizeiposten vor Ali ist relativ nett (wir müssen ein wenig warten, da Gustavo unser Tempo nicht halten konnte und erst eine Viertelstunde später kommt). Sie beschenken uns mit Pepsi-Cola und wollen unbedingt Bilder von uns machen. In Ali gehen wir in ein arabisch wirkendendes Restaurant, hier gibt es recht gutes Brot und Spieß mit Lammfleisch. Gustavo sucht uns ein chinesisches „Luxushotel“, mit messingpolierten großen Glasfassaden, extrem protzig, die Zimmer sind natürlich versifft, insbesondere ist das Bad ein riesiger Swimmingpool nach Gebrauch. Wir können die riesigen Plastikschüsseln als Boote verwenden, um keine nassen Füße zu bekommen, wenn wir die Toilette besuchen. Abends gehen wir nochmals in das uygurische Restaurant, Unmengen von fetttriefendem Hammelfleisch werden angeboten, nicht so mein Ding.

 

28.09.10 Ali-Lager bei Akezi, - 5 °C, dann in der grellen Sonne rasch etwas wärmer, km 33061

Das erste Stück der Straße ist noch kurz asphaltiert, dann geht es immer höher durch eine äußerst karge, geradezu feindlich aussehende, trockene Landschaft entlang dem Pangong-See, der in rund 4200 m Höhe liegt. Dieser See erstreckt sich über fast 200 km über die Grenze bis nach Indien. Diesen riesig langen See hatten wir vor einigen Jahren bereits auf der anderen, indischen Seite von Ladakh aus besucht. Die sehr staubige Piste steigt nun immer wieder an bis auf weit über 5000 m. Gelegentlich kommt ein schwerer, grob bereifter Lastwagen entgegen und staubt uns ein. Der Straßenzustand ist wirklich schlecht, wie eine heftige Wellblechkiste. Man muss ordentlich Gas geben in dieser Höhe, damit überhaupt Motorleistung kommt und um die kritische Geschwindigkeit zu erreichen, wo das fürchterliche Gerüttel aufhört. Der Motor wird relativ heißt, einmal müssen wir anhalten, die Verkleidung umständlich abbauen, um Wasser nachfüllen zu können. Wir verwenden unsere letzten eineinhalb Liter Trinkwasser dafür. Nach Überquerung des Shatsam La, mit 5406 m der höchste Pass unserer Tour (am GPS gemessen habe ich 5397 m) fahren wir schließlich bis zu einem sehr bescheidenen Camp, wo wir auf Doppelbettgestellen Unterkunft finden. Es ist extrem kalt hier, vor allem nachts. Wir packen unsere ganz warmen Schlafsäcke aus. Aufgrund der enormen Höhe von rund 5200 m und der Kälte ist es schwierig zu schlafen, mir gelingt es jedoch einigermaßen.

 

 

 

 

29.09.2010 Lager bei Akezi-Kudi, sonnig, -10 °C, km 33407

Am nächsten Morgen gegen 7.30 Uhr, es dämmert gerade, lese ich am Thermometer minus 10 C°, die Sitzbank ist jedoch nicht vereist, da es knochentrocken ist. Unser Mechaniker füllt mal wieder Kühlflüssigkeit in mein Motorrad. Es geht jetzt hunderte Kilometer durch Trockentäler, einsame Höhen, staubige Pisten entlang durch das Aksai Chin-Gebiet, das von den Chinesen beansprucht wird gegenüber Indien. Die ganze Region ist eigentlich für Ausländer strikt gesperrt. Den ganzen Tag über fahren wir durch menschenleere Gebirgstäler, immer wieder sind am Horizont verschneite oder auch vereiste Gletscher zu sehen. Gegen 16 Uhr halten wir an, mein Motor ist überhitzt, kochendes Wasser spritzt aus meinem Motorrad. Fluchend baue ich die mit zahllosen kleinen Torxschrauben an diesem idiotischen Plastik-Schnabel fixierte rechte Motorverkleidung runter. Warum muss der Einfüllstutzen für die Kühlflüssigkeit auch nur so verbaut sein? Wir kippen mal wieder unser letztes Trinkwasser in das Kühlsystem, über 2 Liter. Jetzt noch mal ein Dutzend kleine Torxschrauben zusammenfummeln und es geht weiter. Wir passieren ein riesiges Militärlager. Bei Sonnenuntergang kommen wir nach Masar, ein ziemlich tristes Nest, unweit des zweithöchsten Berges der Welt, des K2. Anna meinte, ihn kurz gesehen zu haben. Ich selbst war viel zu konzentriert, bei dem hohen Tempo auf dieser gefährlichen Piste. In dem kleinen Dorf finden wir noch Benzin aus einem Fass zum Nachfüllen. Gustavo will umbedingt noch über den nächsten grobschottrigen Pass nach Kudi, wir lassen uns überreden, ich habe aber kein gutes Gefühl. Nach einer halben Stunde, mitten auf der südlichen Passrampe nach etwa 2000 Höhenmetern fängt mein Motorrad wieder zu kochen an. Es ist stockdunkel, eiskalt um die minus fünf Grad und Schneesturm. Wasser zum Nachfüllen gibt es nicht in dieser schroffen Gebirgswüste. Langsam setzen wir unsere Fahrt mit lauten Motorgeräuschen fort. Wir kommen nicht mehr weit, kurz hinter der Passhöhe geht der Motor aus. Kapitaler Motorschaden unserer BMW F800 GS nach nicht mal 34000 km. Gustavo überlässt uns sein Motorrad und wird im Schneesturm auf Hilfe warten. Nach einer Stunde Fahrt erreichen wir die Militärkontrollstele vor Kudi. Jetzt ist es bereits Mitternacht, offenbar bald Schichtwechsel und die Polizisten haben keine große Lust auf uns, man bietet uns warmes Wasser zum Trinken an. Irgendwann nach gut einer halben Stunde winkt man uns weiter. Nach 300m ist ein kleiner Ort, Kudi, hier bekommen wir eine warme Suppe zu essen. Wir hatten Gustavo versprochen, uns nach einem Autotransport umzusehen, wir haben jedoch keine Chance, keiner versteht uns hier, außerdem dürfen die Einwohner den Pass nicht hinauffahren, hierzu ist ein spezieller Polizeierlaubnisschein nötig, der nicht ausgestellt wird. Gustavo hat oben am Pass auch offenbar keine Telefonverbindung. Wir hoffen, dass er das kaputte Motorrad auf unserem Lastwagen aufladen kann, der muss ja irgendwann nachkommen

 

30.09.10 Kudi-Kashgar, minus 4°, stark bewölkt, km-Stand 22012 (nach Bike-Wechsel)

Wir sind sehr unausgeschlafen durch die fast durchgemachte Nacht. Mit dem Morgengrauen finden wir den steifgefrorenen armen Gustavo und den LKW am Polizeiposten, nach langem Hin und Her ist auch er offenbar durchgewunken worden. Wir haben noch zwei fahrfähige F800 GS am Lastwagen, wobei eine jetzt für uns abgeladen wird. Unser Mechniker hatte in Lhasa eine der drei nachgesandten Wasserpumpen in dieses Motorrad gebaut. Mal sehen, wie lange die jetzt überlebt. Wir starten Richtung Yecheng, die Piste überquert nochmal seinen Pass, wird dann besser, das letzte Stückchen ist sogar geteert. Hier machen wir in einem uygurischen Restaurant eine Pause. Danach fahren wir noch 240 km bis nach Kashgar, wo wir gegen Abend ankommen und am Hauptplatz direkt gegenüber der riesigen Statue von Mao Tse-Tung ein Hotel beziehen. Wir sind alle ziemlich geschafft, treffen uns jedoch abends noch zum gemeinsamen Essen, ziemlich chinesisch und ziemlich scharf.

 

01.10.10 Kashgar, sonnig, warm, km 22433

Frühmorgens ein Blick aus dem Fenster, er zeigt eine Bergkette, vermutlich Kongur und Mustag Ata, Richtung Pamir und Karakorum. Es ist wolkig, etwas trüb, zeitweise scheint auch die Sonne. Tagsüber wird es relativ warm, über 20°. Wir bummeln ein wenig entlang der Hauptstraße bis zur großen Moschee, die jedoch wegen Gebetszeit gesperrt ist. Anna erwirbt einige schöne Schals aus Seide. Nachmittags baue ich die Sachen von dem defekten Motorrad ab auf die andere Maschine, Navihalter, Stromversorgung, Reifen-Luftdrucksensoren usw. Am Abend hat sich mein Freund Ricardo, Sabrina Li und eine weitere Chinesin angekündigt, sie kommen aus Schanghai mit dem Flieger.

 

02.10.10 Kashgar-Muztag Ata-Kashgar, morgens 11° sonnig, km 22833

Nach dem Frühstück fahren wir den Karakorum-Highway Richtung Süden, passieren zunächst Felder, es ist noch recht dunstig. In der Ferne zeichnen sich schon die weit über 7000 Meter hohen Berge des westlichen Pamirs ab. Wir durchqueren ein extrem tiefes Tal neben dem Kongur, der mit 7719 m der höchste Berg Westchinas ist. Die Berge sind hier jung und unglaublich steil. Nach weiteren, etwa 50 km sehen wir den Muztag Ata, 7546 m hoch, von einem Gletscher gekrönt. Er spiegelt sich im See, malerisch ziehen wollige, zweihöckrige Kamele vorbei. Ich war bereits vor 10 Jahren an diesem Platz, er hat sich stark verändert. Inzwischen sind einige Touristen hier und man hat auch ein kleines Restaurant errichtet. Leider in typisch chinesischer Weise alle verdrahtet mit Kabel, Mobilfunkmasten und jeder Menge Müll. Dann wird auch noch Eintritt verlangt. Dies alles ändert aber wenig an der atemberaubenden Schönheit des Ortes. Wir haben ein wunderbares Nachmittagslicht, ich mache zahlreiche Fotos. Dann geht es auf der gleichen Straße wieder zurück, vorbei an einem dünenartigen Gelände, das sich vor den meisten Bergen abzeichnet. Heute hatten wir die wohl schönste Bergszenerie der ganzen Reise. Am Schluss geht uns noch der Sprit aus, die letzten Kilometer bis zu einer glücklicherweise dann erreichbaren Tankstelle fahren wir nur noch mit 40 km/h und spuckendem Motor. Die elektronische Tankanzeige scheint zu spinnen. Wenn das Motorrad frisch betankt ist, leuchtet die Tankwarnleuchte. Nach etwa 100 km geht sie dann aus und nach 150-200 km bleiben wir dann liegen – eigentlich müsste der Sprit doppelt so weit reichen. Soviel zu unserem „neuen“ Motorrad. Danach sind wir rasch in Kashi und gehen zusammen mit Ricardo und seinen Freunden, die wir gestern hier getroffen haben, in ein uygurisches Restaurant zum Abendessen. Sieht toll aus, ist aber mit den verbrannten fettigen Fleischbergen alles nicht so unbedingt mein Geschmack.

 

03.10.10 Kashgar-Hotan, sonnig, 19°C, km 23353 km

Heute geht es entlang des Südrandes der Taklamakan-Wüste, immer wieder begleitet von Dünen, im Süden auf von Abflussgebirgszug des tibetanischen Hochplateaus entlang einer mehr oder weniger gut ausgebauten Landstraße. Diese wird von zahlreichen wirren LWK- und Autofahrern benutzt sowie durch Unmengen von Karren, Eseln und anderen chaotischen Verkehrsteilnehmern. Wir besuchen eine der Oasen gegenüber am Südrand der Wüste mit einer uygurischen Familie, sehr privat und ganz nett. Ein starker Regen hat ihr Haus etwas zerstört, das vollständig aus Lehm gebaut ist, das Dach war undicht geworden und hat den Boden zu Matsch aufgeweicht. Sie sind sehr nett und laden uns zu zwei großen Wassermelonen ein, die sehr süß schmecken. Es geht weiter bis zur Weg-Einmündung, wo wir vor einigen Tagen aus Tibet gekommen waren, von hier aus dann auf einer etwas einsameren Strecke durch die Wüste weiter bis Hotan, das wir gegen 21 Uhr erreichen, bereits bei fast Dunkelheit. Die letzten 40 km hat mein Motor immer wieder gespotzt, warum ist leider nicht ganz klar, immer wieder im Geschwindigkeitsbereich zwischen 40 und 80 km/h. Bei höheren Geschwindigkeiten tritt das Problem nicht auf. Sehr merkwürdig, könnte ein Elektronik-Problem sein. Das Hotel ist recht gut, auch das chinesische Abendessen durchaus brauchbar, leider sehr spät, fast 24 Uhr nachts.

 

04.10.10 Hotan-Mingfeng, klarer Himmel, morgens gegen 8 Uhr etwa 15°C, km 23720

Wir folgen der südlichen Seidenstraße durch mehrere Oasen, immer wieder unterbrochen von kahlen wüstenartigem Gelände. Die Strecke ist anfangs recht fade, nach halber Strecke kommt aber schemenhaft der nördliche Hochgebirgsrand des Tibetplateau in Sicht, was hinter den immer höher werdenden Sanddünen einen reizvollen Kontrast bildet. Wir fahren ein wenig in die Dünen hinein. Jahrelang habe ich nicht mehr Sanddünen fahren können. Die BMW eignet sich fahrwerkseitig – sogar mit Gepäck und Sozia – durchaus dafür. Solange man langsam fährt, spuckt der Motor auch nicht. Was wünschte ich mir hier nur meine bequeme, zuverlässige und extrem ausdauernde HPN-BMW auf der Basis des alten Zweiventilmotors ohne Elektronik-Schnickschnack. Die steht aber leider zuhause, eine Einfuhr wäre extrem bürokratisch und zeitaufwendig, der Transport sehr teuer geworden. Mingfeng ist eine fade Stadt, das Hotel ist wieder sehr chinesisch, also aussen und im Foyer protzig, die Zimmer schmutzig und mit defekten Sanitäranlagen. Da es noch relativ früh ist, überrede ich Gustavo und Anna noch 30 km aus der Stadt rauszufahren in die richt hohen Dünen der Taklamakan. Das macht so richtig Laune, richtige Steiauffahrten und son ordentlich im Tiefsand rumbuddeln, bis – ja, bis der Motor wieder auf einer Steilauffahr zu stottern anfängt und ausgeht. Starten nicht möglich. Also werfe ich die Maschine den Sandhang hinunter und stelle sie gerade. Benzin ist fast voll. Plötzlich geht sie wieder an, aber ich traue mich nicht mehr, in den Dünen weiter zu Surfen. Wir drehen um. Gustavo hat zwar fünf (!) Dakarrennen mitgemacht, aber er steht nicht so auf Sandfahren. Wieder geht meine Maschine aus. Ich habe noch eine Idee: Ich amputiere den Killschalter. Blöderweise kommen da aber nicht zwei, sondern drei Kabel raus. Aha, Canbus-Elektronik.  Probatorisch verbinde nach dem Zufallsprinzip zwei der drei Kabel (das weiße Kabel ist  wahrscheinlich das Kabel vom Bussystem) und es funktioniert auch. Leider ist nach dieser Operation die Batterie leer, da sich blöderweise beim häufigen testweise An- und Ausschalten der Zündung immer wieder der Scheinwerfer mit einschaltet, da BMW ja auf einen Schalter fürs Licht-Ausschalten verzichtet hat. Wirklich sehr expeditionsgerecht. Wir stehen im tiefen Sand. Kickstarter gibt’s natürlich auch nicht. Was nun? Ich habe die Idee, Gustavos Motorrad auf die gottseidank nur noch wenige hundert Meter entfernte Teerstraße zurückzufahren und zu Fuß seinen ausgebauten vollen Akku zurückzuholen, um ihn mit meinem leeren zu tauschen. Auf der Teerstraße können wir Gustavos Motorrad dann mit dem leeren Akku vielleicht anschieben. Es gelingt auch, diese Operation dauert jedoch etwa eineinhalb Stunden und kostet uns eigentlich die gesamte Zeit, die wir in den Dünen spielen wollten. Letztlich schaffen wir es wenigstens, die beiden Motorräder heil aus dem Tiefsand zu bekommen und danach wieder nach Mingfeng zurückzufahren. Abends gehen wir noch in der Stadt essen und fallen dann todmüde ins Bett.

 

05.10.10 Mingfeng-Korla, morgens 8°C, wolkenlos, leicht dunstig, km 24423

Heute haben wir eine sehr lange Strecke von über 700 km Durchquerung der Taklamakan auf der eintönigen Wüstenpiste vor uns. Die ersten vierhundert Kilometer sind landschaftlich wirklich sehr eindrucksvoll, gezackte, wirre Dünenkämme wechseln sich ab mit etwas flächigeren Wüstenfeldern. Es ist eine echte reine Sandwüste (die zweitgrößte der Welt nach der auf der Saudiarabischen Halbinsel), und wie von einem anderem Stern. Gigantische Landschaft. Die Chinesen haben hier rechts und links einen Saum aus Wüstenpflanzen angelegt, die offenbar den Wind und die Verwehungen abhalten soll. Dies scheint auch recht gut zu funktionieren. Ein irrsinniger Aufwand, denn die Pflanzen werden von kleinen Häuschen alle paar Kilometer gespeist, in denen Menschen leben, deren einzige Aufgabe ist, diese Pflanzen am Leben zu erhalten und das Bewässerungssystem funktionsfähig. Es ist relativ wenig Verkehr und wir können viele schöne Bilder machen. Die letzten 300 km sind extrem eintönig, die Sanddünen sind jetzt weg und wechseln mit Wadis und stark verschmutzter Wüstenlandschaft mit Bodengestrüpp. Schließlich erreichen wir abends Korla und beziehen unser Hotel, dieses ist ganz ordentlich.

 

06.10.10 Korla-Turpan, sonnig, bis 28 Grad, km 24851

Nach Bewältigung der Passstraße übernehme ich Gustavos Hinterrad, nachdem ich mir einen Nagel eingefahren hatte, Gustavo wartet auf Hilfe. Wir fahren schon mal weiter zum nächsten Polizeiposten, bei dem es auch wieder Stress gibt, weil unser Auto zu früh ankommt. Die errechnen nämlich die Durchschnittsgeschwindigkeit des Fahrzeugs zum letzten Posten und lassen die Autos, die zu früh ankommen, einfach ein paar Stunden warten. Einmal wurden wir sogar von der Polizei gestoppt. Wir seien doch bestimmt müde und müssen jetzt drei Stunden Pause machen um fit zu werden. Die spinnen doch komplett, diese Chinesen. Erziehung zur Verkehrssicherheit. Fahren alle wie die völlig Bekloppten, nehmen einem ständig rücksichtslos die Vorfahrt und dann solche bescheuerten Anweisungen. Schließlich erreichen wir Turphan und beziehen unser Hotel. Wir besuchen gegen Abend noch die große Moschee, leider wird das Gelände gerade geschlossen und die Sonne geht unter, so dass wir nur noch einige Stimmungsaufnahmen machen können. Wir wollen morgen wieder kommen. Vorher haben wir die unter UNESCO-Kulturerbe stehende Lehmstadt Gaochang Gucheng besichtigt, ein riesiges Areal von erodierten, verlassenen Lehmhäusern, früher wohl eine riesige Oase. Recht eindrucksvoll, aber irgendwie sehen alle zerfallenen Häuser ähnlich aus.

 

 

 

 

 

07.10.2010 Turpan-Hami, morgens 8°, dann langsam wärmer, gutes Wetter, km 25269

Heute fahren wir entlang der recht gut ausgebauten Schnellstraße, die allerdings zahlreiche Baustellen und streckenweise auch wiederum völlig zerfledderten Teerbelag aufweist, durch eine relativ langweilige öde wüstenartige Gegend bis nach Hami, wo wir gegen 16 Uhr eintreffen. In Hami gibt es nichts Besonderes zu sehen, die Stadt wirkt relativ künstlich, liegt in einer Oase in der Ebene südlich einiger hoher Berge, die jedoch in dem Staub und in dem Dunst kaum wahrzunehmen sind. Mittelmäßiges Hotel.

 

08.10.2010 Hami-Dunhuang, relativ kühl, bewölkt, km 25696

Am Nachmittag wird es langsam wärmer, so dass ich die Heizweste ausschalten kann. Es geht jetzt nach Süden, eine reine Wüstengegend, plötzlich erscheint am Horizont eine große Oasenstadt, Dunhuang. Wir beziehen hier ein ganz tolles Hotel im Stil eines Wüstenforts errichtet gegenüber den berühmten hohen Dünen. Diese besuchen wir anschließend noch und machen hier viele Fotos, kurz vor Sonnenuntergang machen wir noch einen Ultraleichtflug, wo wir die Dünen ganz toll von oben sehen können.

 

09.10.2010 Dunhuang-Rundfahrt, morgens 6°C, km 25696

Wir starten sehr früh mit zwei Kamelen in die Dünen, wo wir ein Frühstück einnehmen, die Begleiter haben extra einen kleinen Tisch und zwei Stühle aufgestellt, kochen uns Kaffee und bereiten uns Spiegeleier und andere, weniger gewohnte chinesische Frühstücksspezialitäten. Leider ist es zum Sonnenaufgang recht bewölkt und auch richtig kalt. Dafür können wir uns an der schönen Dünenlandschaft erfreuen und an unseren Kamelen, die so hochnäsig lächeln. Danach fahren wir mit Ricardo und Gustavo im Auto zusammen zu den berühmten Höhlen von Dunhuang, Mogao Caves genannt. Dies ist eine international bekannte Sehenswürdigkeit, daher gibt es auch eine ganze Menge chinesische Kulturtouristen, vereinzelt sogar Ausländer. Die Höhlen sind sehr schön, mit buddhistischen Motiven bis an die Decke ausgemalt. Es gibt zahlreiche davon, viele sind allerdings beschädigt oder nicht zugänglich. Das Fotografieren ist hier leider nicht erlaubt. Danach machen wir noch einen kleinen Ausflug in einen Seitenweg mit einigen hübschen Tempeln, in diesem Tal  wachsen wunderschöne, von herbst gelb verfärbte Bäume. Am Ende dieses Tals steht eine riesige Buddha-Statue, sieht aus wie Bronze, auf einem Sockel mit einer langen Treppe. Zurück in Dunhuang machen wir nochmals einen Ausflug in das riesige Dünengelände. Zwischen zwei Dünen steht ein wunderschöner Tempel an einem sichelförmigen See, eigentlich kaum zu glauben, dass sich Wasser zwischen den Dünen hält. Dieser Tempel ist ein bekanntes Touristenziel und ist auch auf vielen China-Abbildungen zu sehen. Abends gehen wir noch in der Stadt spazieren und erwerben einen schönen Seidenteppich für das Schlafzimmer. Diese Teppiche sind hier etwa dreimal billiger als bei uns zu Hause, und außerdem noch viel schöner. Abends gibt es Sonne und wir haben einen schönen Sonnenuntergang an den Dünen vom Hotel aus  gesehen.

 

 

10.10.2010 Dunhuang-Jiayuguan, 12°C, Tacho km 25699, Navi km 8740

Für heute haben wir uns vorgenommen, mit Gustavo zusammen noch mal in den Dünen Motorrad zu fahren. Gustavo tut sich trotz fünfmaliger Paris-Dakar-Teilnahme etwas schwerer, möglicherweise auch wegen der relativ stark abgefahren Stollenreifen. Ich bin seit fast 20 Jahren nicht mehr in richtig hohen Dünen gefahren und muss daher auch erst ein wenig herumprobieren. Nach einigen Stunden haben wir tolle Aufnahmen und Video-Clips zusammen. Die Dünen sind hier wirklich riesig, geschätzt mindestens 200-300 m hoch und extrem eindrucksvoll. Wir brechen nun auf zu unserer nächsten Etappe nach Jiayuguan, dies ist der Endpunkt der berühmten chinesischen Mauer. Leider erreichen wir die Stadt nicht, da wir etwa 40 km vorher wieder einen  Platten haben. Ricardo erklärt sich bereit, am Motorrad auf Hilfe zu warten, die aber dann nicht kommt und schließlich fährt er 40 km mit dem Plattfuß im Dunkeln noch bis in die Stadt, die wir vorher mit seinem Auto erreichen. Er möchte, dass wir nach dem Essen in einem Restaurant unbedingt noch in sein Hotel an der Mauer umziehen, das er vor einigen Jahren mal kaufen wollte, da es so schön liegt. Das Hotel ist eher einfach und kühl.

 

11.10.2010 Jiayuguan-Zhangye, Navi km 9172

Morgens müssen wir uns unser eigenes Frühstück aus unseren Vorräten bereiten. Wir besichtigen die Befestigungsanlage am Ende der Mauer, recht groß und eindrucksvoll. Anschließend fahren wir mit Gustavo zusammen noch zu einem anderen Punkt der chinesischen Mauer, hier kein Mensch. Man kann sogar auf die Mauer hinauffahren und mit dem Motorrad auf der Mauer posieren. Es geht jetzt weiter durch relativ stark besiedeltes Gelände, immer wieder vorbei an ausgebreiteten Pfefferschoten und Maiskolben, die hier zum Trocken in der Sonne in den Dörfern liegen. Unser heutiges Tagesziel ist Zhangye, das wir aufgrund der geringen Entfernung schon am Spätnachmittag erreichen. Das Hotel ist ein typisches chinesisches Stadthotel, ausreichend komfortabel, aber nicht besonders attraktiv.

 

12.10.10 Zhangye-Xining, morgens 6°C, wechselnd wolkig, Navi km 9447, Tacho 26407

Wir brechen früh auf, da wir heute eine lange Strecke auch über das Gebirge haben. Morgens ist es noch relativ kühl. Wir fahren zunächst erst auf hohe verschneite Berge zu, dann geht es einen Pass hinauf bis auf weit über 4000 m. Wir passieren ein wunderschönes Tempelchen, eingebettet in eine verschneite Schneelandschaft, wo ich einige Fotos mache. Die Landschaft wird jetzt immer mehr weiß, Gott sei Dank ist die Straße weitestgehend trocken und nicht verschneit. Die Yaks säumen den Wegesrand, man sieht auch vereinzelt Jurten von kirgisischem Typ. Die Gegend hier ist sehr einsam, wir passieren nur zwei Dörfer. Nach der Passhöhe geht es wieder hinab, wir kommen jetzt wieder in etwas weniger kalte Gegenden (auf dem Pass waren es minus 2°C). Richtung Xinjing gibt es wieder Vegetation, weiter unten dann auch Landwirtschaft. Nun geht es noch mal über einen weniger hohen Pass hinauf, hier ist eine schöne Aussicht, wo wir auch Fotos machen. Danach passieren wir noch eine der einfachen Hängebrücken, die nur aus Seilen und Brettern bestehen, dies ist natürlich die Gelegenheit, spektakuläre Fotos zu machen und wir fahren zu zweit hinüber. Schließlich kommen wir am späten Nachmittag in Xinjing an. Uns empfängt reichlich chinesischer, typisch rücksichtsloser Verkehr. Gegen 17 Uhr abends haben wir dann unser Hotel, wo auch die Reise startete, erreicht und somit auch den Endpunkt unserer Motorradtour. Der km-Stand nach Navi liegt bei 9795, wobei allerdings gut 40 km nicht berücksichtigt sind, wo das Navi nicht in Betrieb war (unser Motordefekt). Der km-Stand lt. Tacho des Ersatzmotorrades 26745. Wir packen jetzt Peters Sachen, die er aufgrund seiner Krankheit nicht mit nach Deutschland nehmen konnte, in einen Karton. Diesen wird Ricardo mit nach Shanghai nehmen und ihn dort nach Hamburg schicken. Außerdem gibt es ein zweites Paket, wir hatten zwei billige Reisekoffer gekauft aus Nylon, wo einige unserer Sachen sowie auch der Teppich hineingepackt werden, auch diese sollen per Fracht nach Deutschland zu uns geschickt werden. Eigentlich wollten wir erst einen Tag später nach Peking fliegen, es gelingt uns jedoch, den Flug umzubuchen auf morgen.

 

13.10.10 Xinjing, Tacho km 26745, Navi km 9795+40

Der Tag vergeht mit erneutem Umpacken von Peters und unseren Sachen im Hotel, Suchen von entsprechendem Verpackungsmaterial im Basar, abends fliegen wir dann nach Peking.

 

14.10.10 Peking, Sonnenschein, spätsommerliche Temperaturen

Wir haben ein sehr hübsches Hotel in der Altstadt, direkt hinter dem Palast, relativ klein und im rein chinesischen Stil. Dieses Hotel hat gar nichts mit den üblichen protzigen Kästen zu tun, die man üblicherweise in China in den Städten antrifft. Im Innenhof sind rot und grün lackierte Holztüren zu sehen sowie zahlreiche Grünpflanzen und ein schöner Brunnen sowie lauschige Sitzecke (natürlich ist es abends zu kalt, um sie zu nutzen). Heute machen wir einen Ausflug zum Lufthansa-Center (eine große Shopping-Mall) sowie danach noch in eine weitere Shopping-Gegend, wo wir einen weiteren, noch größeren, wundervollen Seidenteppich für das Wohnzimmer kaufen. Diese Teppiche sind hier wirklich unglaublich günstig. Der Verkäufer arrangiert die Fracht mit FedEx (die prompt auch vier Tage später zu Hause eintrifft). Ich kaufe noch zwei kleine Handsprechfunkgeräte, die hier mit einer enormen Sende-Ausgangsleistung von 5 Watt angeboten werden (bei uns sind solche Geräte nicht zu bekommen wegen funktechnischer Vorschriften, aber wen stört das in der Wüste oder beim Endurofahren schon drum).

 

15.10.10 Peking, Sonnenschein, spätsommerliche Temperaturen

Wir treffen uns mit dem vereinbarten Führer, einer junge Frau sowie einem Fahrer. Sie bringen uns zunächst zu der chinesischen Mauer, hier gibt es etwa gut eine Fahrstunde von Peking entfernt eine Stelle, wo die Mauer besonders steil den Berg hinaufgeht und die den Touristen gezeigt wird. Hunderte Busse sind schon da. Entsprechend ist hier auch das Gedränge von zigtausenden Chinesen, die sich  das ansehen wollen, Ausländer sieht man praktisch nicht. Entsprechend dem chinesischen Benehmen herrscht hier ein ellbogenmäßiges Gedränge und eine Rücksichtslosigkeit, so dass uns hier echt der Spaß vergeht. Die Mauer ist eindrucksvoll, klar, aber wir hatten sie ja bereits an anderen Orten ohne diese ameisenstraßenartigen Menschenmassen gesehen. Wir fahren wieder zurück nach Peking und besichtigen die Olympiastadt mit ihrem vogelnestartigen Station und dem sog. Eis-Cube, der eigentlich das Schwimmstadion darstellt. Danach geht es zum Tempel of Heaven (Himmelstempel), ein großes Areal. Hier finden gerade Werbefoto-Sessions für eine Hochzeitskleidkollektion statt, so dass auch ich einige witzige Aufnahmen von dem Model schießen kann, das hier in dieser historischen Umgebung die Hochzeitskleider vorführt. Der Tempel ist ein Rundtempel, sehr hübsch mit Kacheln verziert, natürlich auch wieder voller Touristen, die sich hier drängeln. Danach geht es noch in die Liuli Chang Street, wo lokale Künstler Malereien auf Reispapierfächern und Ähnliches anbieten sowie klassische Chinesische Kalligraphie. Abends gehen wir dann noch in einem riesigen Lokal essen, dieses hat vier gigantische Restaurantsäle übereinander und es wird ausschließlich Pekingente serviert. Diese schmeckt auch recht gut, die Portion ist allerdings winzig. Diese Enten scheinen wirklich wertvoll zu sein und sind auch nicht billig.

 

16.10.10 Peking, Sonnenschein, spätsommerliche Temperaturen

Auch heute haben wir Glück und es herrscht wieder wunderbares Wetter. Wir setzen unsere Besichtigungstour fort und besuchten zunächst den großen Lamasery Tempel, dann den Tiemanmen-Platz (Platz des himmlischen Friedens), der keine friedliche Geschichte hat. Dieser Platz ist wirklich riesig, man könnte ihn auch als protzig bezeichnen. Überall sind Kameras und Polizisten installiert. Sicher gibt es auch noch jede Menge Polizei ohne Uniform, getarnt. Sehr schön ist aber die zugehörige Gartenanlage. Anschließend besuchen wir noch den Jing Shan-Park, mit einem großen See, Lotus und hübschen Restaurants und einigen anderen Läden. Abends gehen wir noch in die Hon Hai-Bar.

 

17.10.10

Heute ist es stark bewölkt, regnet aber nicht, dies ist unser Abschiedstag, wir fahren zum Flugplatz und fliegen gegen Mittag auf direktem Wege nach München.

Peter geht es wieder besser. Er war mit seinem Lungenödem über Peking nach Hamburg zurückgeflogen. Die Erkrankung hatte er am Flugplatz verschwiegen, sonst hätten sie ihm kein Ticket verkauft. In einer Lungenfachklinik daheim war dann eine schwere Lungenembolie (geronnene Blutklumpen verstopfen die Lungengefäße, daran kann man sterben) festgestellt worden. Das hatte ich ehrlich gesagt schon befürchtet, nachdem sein Sauerstoffgehalt im Blut auch dann nicht anstieg, als er tiefer gebracht wurde. Er muss jetzt erstmal Blutgerinnungshemmer nehmen. Gegen den Rat seiner Ärzte machte er trotzdem nach nur drei Wochen eine Motorradtour nach Marokko, und das klappte ohne Probleme. Es geht ihm wieder gut. Leider konnte er diese einmalige, spektakuläre Reise nicht miterleben.