Chile - Bolivien - Argentinien - Uruguay 2014
Ein Motorradabenteuer der Superlative

Nachdem ich bereits 2004 eine spannende lange Südamerika-Motorradreise von Equador aus gemacht habe sowie 2008 eine Motorradtour durch Patagonien bis zur Südspitze Südamerikas, sollte diese Tour insbesondere durch die spektakulären vulkanischen Hochwüsten der Anden gehen und praktisch alle der höchsten Andenpässe befahren. Aber auch durch die endlose Pampa quer durch Argentinien und Uruguay Richtung Montevideo, weiter über den Rio de la Plata nach Buenos Aires und ein Stück weit in den Süden in die Región de la Araucanía mit ihren exotisch anmutenden Wäldern.
Hier der Verlauf der Route. Hier im GPX-Format für Navis, oder um die Daten für Google Earth zu verwenden. Anreise war im November 2014 mit dem Flugzeug (LanChile und Lufthansa via Sao Paulo) nach Santiago, nachdem mir Seafair/Hamburg das Motorrad einige Wochen zuvor per Containerfracht für 792€ nach Valparaiso geschickt hatte. Von dort ging es dann mit einem Mietwagen nach Valparaiso (Villa Kunterbunt, danke Martina für die Hilfe beim Zoll!) und südliche Umgebung, da das Bike noch nicht aus dem Zoll war.
Der Motorradtrip war dann wie folgt: Valparaiso (Chile) – La Serena – Vallenar - Copiapo - Chanaral - Pan de Azucar NP - Antofogasta - Calama - Tatio Geysirfeld - San Pedro - Valle de la Luna - Calama - Ollagüe - Salar de Huasco NP - Cariquima - Isluga NP - Vicunas NR - Putre - Lauca NP - Bolivien Grenze - Sajama NP - Oruro - Challapata - Salinas de Garci Mendoza - Salar de Uyuni - Isla Pescada - Isla Huasi - Uyuni - San Christobal - Vila Alota - Laguna Pastos Grande - Arbol de Piedra - Laguna Colorada - Laguna Verde - Puripica - Quetena - Uturuncu Gipfeltrip - Lacay - San Antoni de Lipez - Tupiza - Villazon - Argentinien Grenze - La Quiaca - Humahuaca - Tilcara - Purmamarca - Susques - Paso Jama - Grenze Chile - San Pedro - Kupfer-Mine Chuquicamata - Paso Sica - Grenze Argentinien - Salar de Cauchari - San Antonio de los Cobres - Paso Abra del Acay - Payogasta - Salta - Cafayate - Santa Maria - Hualfin - Cerro Negro - Tinogasta - Fiambala - Paso San Franzisco - Grenze Chile - Nevado de cruces NP - Copiapo - Vallenar - La Serena - Ovalle - Vicuna - Paso Agua Negra - Gernez Argentinien - Las Flores - Villa Union - Tlampay NP - Patoma - Cordoba - Rosario - Victoria - Conception - Grenze Uruguay - Paysandu - Trinidad - Montevideo - Rio de la Plata-Fähre - Grenze Argentinien - Buneos Aires - Saladillo - Azul - Bahia Bianca - Rio Colorado - Neuquen - Alumine - Grenze Chile - Cunco - San Pedro - Huerguehue NP - Curarrehue - Pucon - Villarrica - Temuco - Los Angeles - Chillan - Curico - Santiago - Valparaiso Hafen.
Die erste längere Etappe ging schnell nach Norden auf der Panamericana, die in Chile als Schnellstraße ausgebaut ist (überwiegend langweilig, hier ging es nur um Strecke machen). Von Antofogasta fuhr ich weiter zum Tatio-Geysirfeld. Das ist, wenn die Busse abends endlich weg sind, total eindrucksvoll im Abendlicht. Es liegt aber hoch und man braucht einen warmen Schlafsack, selbst wenn man in dem Verschlag des Besucherzentrums übernachtet. In San Pedro de Atacama sollte man umbedingt in Mondtal (Valle de la Luna) hineinfahren, gerade im Morgen- und Abendlicht unvergleichlich schön - selbst wenn man es (wie ich) schon mal gesehen hat. Ich folgte jetzt der Grenzline nach Norden über kleine Schotterstraßen teilweise über 5000m hoch eine unglaublichen Landschaft entlang farbiger Vulkanketten und isolierter Dörfer und selten besuchter Nationalparks, komplett untouristisch. Spektakulär schön ist der Lauca-NP, in dem sich der charakteristische Doppelvulkan spiegelt.
Der Grenzübertritt nach Bolivien war etwas mühsam. Man merkte, daß hier eine sozialistische Diktatur herrscht, wo Vorschriften über Menschen gehen. Es war ungeheur schwierig, Benzin in Bolivien zu bekommen, obwohl alle Tankstellen an der Grenze und in Oruro genug davon hatten. Die Diktatur überwacht die Tankstellen in den Städten mit Kameras und zwingt die Tankstellen-Angestellten zu einem irrsinnigem Papierkram und dem Kassieren einer Sondersteuer von Ausländern. Darauf hat natürlich kein Staatsdiener im Realsozialismus Lust. Nach rund einem Dutzend Tankstellenbesuchen war ich schon kurz vor dem Aufgeben, als ein fettes Auto neben mir in die Tanke einfährt und volltanken lässt. Er interessierte sich für mein Motorrad und entpuppte sich als sozialistischer Parteibonze, dem ich mein Problem schildern konnte. Ein kurzer Anschiss an den Tankwart und schon waren wieder zusammen 53 Liter in meinem Tank und dem 7,5-Liter Extrabehälter hinten am Koffer - das sollte für 900km reichen. Die Extrasteuer für Kapitalisten wurde mir auch geschenkt! Weiter ging es auf Pisten zum Salar de Uyuni Nationalpark, der weltgrößten und auch schönsten Salzpfanne in fast 4000m Höhe. Wenn sie trocken ist, wird die Salzkruste steinhart und bildet ein Fläche von ca 150km Durchmesser. Es gibts zwei "Inseln", an der kleineren (Isla Pescada) habe ich, wie schon 2004, übernachtet, aber mir diesmal mehr Zeit genommen für Fotos und Nachtaufnahmen. Wunderbar beobachten konnte man die große und die kleine Mangellanische Wolke (in Wirklichkeit Begleitgalaxien unserer Milchstraße), sowie auch den sog. Airglow-Effekt, der den ganzen Himmel grün färbt. Der Himmel war unglaublich klar. Es ist ein Jammer, daß Diktator Morales jetzt beschlossen hat, der Salar abbaggern zu lassen um gegen Devisen massenweise an das begehrte Lithium zu kommen, das die sogenannten "Umweltbewussten" für unsere Elektromobilität zum Herstellung der riesigen Autoakkus (viele hundert Kilo pro Auto) brauchen. In Uyuni war erstmal Hochdruckreinigen des Bike angesagt, die Salzkruste war teilweise über zwei Zentimeter dick.
Nach Besichtigung des Eisenbahnfriedhofs ging es dann in die Aliplanowüste im Süden. Hier ist Kraft und Fahrkönnen gefragt, die Pisten sind zum Teil aus tief verpurtem Sand - und das über hunderte Kilometer. Eine Übernachtung am versteinerten Baum (Arbol de Piedra) war saukalt, ca. -17°C. Dank der LiIon Batterie im Motorrad sprang der Motor morgens aber wieder problemlos an. Solche Akkus wiegen weniger als ein Kilo, es ist kein Blei drin! Von hier über schwere Pisten zu einem über 5000m hohem Fumarolenfeld. Dann weiter zur wunderschönen, farbigen roten Lagune mit vielen rosa Flamingos, zur grünen Lagune und dann nach Osten zum Uturuncu. Ich hatte gelesen, daß da eine alte Minenstraße existiert die auf diesen über 6000m hohen Vulkan führt. Leider war der Weg mit einer Schranke versperrt. Ich mußte das Motorad am Steilhang neben der Schranke vorbei schieben, das war nicht einfach. Oben waren noch einige Schneefelder, die Strecke wurde schwer, die Aussicht über die Wüste aber spektakulär. Der weitere Weg nach Osten führt auch noch durch einige fantastische Landschaften - völlig touristenfrei - nach Tupiza. Hier konnte ich nachtanken. Es ist ein Muß, für solche abgelegenen langen Geländestrecken eine sehr hohe Reichweite zu haben.
Die Route führte nun über die Grenze nach Argentinien. Ab hier gibt es auch noch eine Reihe sehr schöne Strecken teils auf der tausende Kilometer langen Ruta 40, wie z.B. den Paso Abra del Acay. Irgendwie verfolgte mich aber schon die ganze Tour der Plattfuß-Teufel. Meine Schläuche waren inzwischen mit Flicken geradezu übersäht. Teilweise mußte ich die Flicken sogar übereinander kleben. Jetzt ist in dem Michelin T63 hinten auch intern noch ein Teil der feinen Drähte gerissen, die sich ständig in die Schläuche einarbeiten. Zum Schutz des Schlauchs klebe ich prophylaktisch an diese Stellen dicke Flicken, das hält eine Weile. Aber irgendwann bohrt sich das Ganze wieder durch. Ich hatte den Ersatzreifen in San Pedro in Chile deponiert, querte daher nochmals die Anden nach Chile und mit einem neuen Reifen sah die Biker-Welt schon wieder viel besser aus. Von San Pedro aus sah ich mir noch die riesige Kupfer-Mine Chuquicamata an mit ihren riesigen Maschinen und dem gigantischen Loch. Sie ist immer noch in Betrieb. Danach ging es über den selten befahrenen Sica Pass wieder zurück nach Argentinien. Vorbei am Salar de Cauchari nach San Antonio de los Cobres und über den fast 5000m hohen Paso Abra del Acay und den Bischofspass mit seinen kreisenden Condoren in die schöne Stadt Salta. Auf einer interessanten Nebenstrecke geht es schließlich nach Fiambala und von hier auf die 520 einsamen Kilometer über den Paso San Franzisko. Es empfiehlt sich, sehr früh noch bei Dunkelheit aufzubrechen, um die Strecke am Stück zu schaffen, denn oben ist es saukalt und windig. Und die Grenzabfertigung nach Chile lässt sich schon mal 2-3 Stunden Zeit (Mittagsruhe...). Vor allem aber, wenn das drahtlose Internet mal wieder streikt, über das die Daten in die Hauptstadt gesendet werden. Letztlich gelang mir aber die Überquerung in einem Tag. Leider mit wenig Zeit für Abstecher und schöne Fotos. Auf dem Pass war mir 2004 meine steinschwere Mittelformatkamera Pentax 67II kaputt gegangen! Spektakuläre farbige Landschaften. Mit dem letzten Tropfen Sprit erreichte ich Copiapo zum Nachtanken und Übernachten.
Danach ging es erstmal einige hundert Kilometer nach Süden auf der Panamerikana. Teils mit netten Küstenorte, Pelikanen und Seelöwen am Strand. Ich war aber froh, von dieser Schnellstraße Richtung Paso Agua Negra abzuzweigen. Das ist die wohl spektakulärste Passtraße der Anden zwischen Argentinien und Chile. Felder von "Büßereis" begleiten die Strecke an der Passhöhe. Diese bizarren Eisformationen entstehen, wenn extreme Sonnenstahlung bei Minustemperaturen auf Eis trifft und Material ohne zu schmelzen abdiffundiert. Außerhalb der Tropen bilden sich solche Formationen nicht.
Zurück in Argentinien durchquerte ich nur die Pampa in drei langen Fahrtagen bis nach Montevideo in Uruguay. Die Stadt ist eher modern und hat nicht so viel zu bieten. Mit der Schnell-Fähre über den Río de la Plata ging es dann nach Buenos Aires zurück nach Argentinien. Buenos Aires hat viel zu bieten, es lohnt sich, dort zumindest 3 Tage zu verweilen. Direkt gegenüber meinem Hotel (El Conquistador Hotel, Suipacha 948) war die beste Steakbraterei der ganzen Stadt. Da wird das ordentlich dicke Filet so richtig langsam zartrosa gebrutzelt auf dem Grill, zu zusehen und freuen. Spottbillig. Sehenswert auch das Künstlerviertel und der Friedhof. Gern hätte ich hier noch 1-2 Tage mehr gehabt, nach den weiten, anstrengenden Etappen.
Südlich von Buenos Aires ist die Landschaft flach und langweilig, hier macht man die 1000km zurück zu den südlichen Anden besser in 2 Tagen. Man erreicht die Aurakarien-Gegend mit den spektakulären Bäumen, die bei uns auch als "Andentannen" verkauft werden. Ich hatte auch mal eine im Garten, die ist aber bei einem harten Winter - nur einen knappen Meter groß - eingegangen. Sie wachsen sehr langsam, und so urig sehen sie auch aus. Es lohnt sich, die kleinen Straßen zu fahren und Abstecher in die Hochtäler zu machen. Das Klima war kühl, aber nie zu kalt, nachmittags sogar angenehm warm. Langsam ging auch mein zweiter Hinterrradreifen zu Ende und bekam Risse im Drahtgürtel innen in der Karkasse. Bereits wieder auf der chilenischen Seite, nach Besichtigung des Huerguehue Nationalparks kam es wieder zu einem schlagartigem Hinterradplatten, diesmal allerdings bei 90km/h, was zu einem Sturz führte, da sich das Motorad schnell aufschaukelte. Der linke Koffer wurde dabei eingedrückt, gott sei Dank keine Verletzungen. Zufällig traf ich einen ausgewanderten Deutschen mit seinem 2V-GS Umbau, der in der Nähe sein Haus hatte. Hier konnte ich übernachten und seine Werkstatt benutzen, den Koffer ausbeulen und einen gebrauchten Straßenreifen von ihm haben. Danke nochmals für die Hilfe. Ich konnte mir noch den Villaarica Nationalpark ansehen und dann über die Autobahn nach Santiago und Valparaiso zurückkehren, wo ich Weihnachten wieder in der freundlichen Pension Villa Kunterbunt bei Martina unterkommen konnte. Sie haben sich auch um die Rücksendung meiner Maschine gekümmert, während ich nach Hause flog.
Als Kamera hatte ich meine damals neue Sony A7R dabei. Mirrorless Vollformat war damals etwas völlig Neues. Damit habe ich 9585 RAWs gemacht und mitgebracht. Teils als Serienaufnahmen in der Nacht, um den fantastisch klaren Südhimmel aufzunehmen. Zum Einsatz kamen als Optiken das Weitwinkelzoom Sony FE 16-35 f/4, das Sony-Zeiss Normalzoom FE24-70 f/4 und das exzellente Sony-Telezoom FE70-200mm f/4. Die Ausrüstung wurde in meinem kleinen Fotorucksack auf dem Tankrucksackunterteil transportiert. Diese Reise leitete damals auch meinen langsamen Umstieg von der Canon Spiegelreflex auf Mirrorless ein. In der c't Fotografie 6/2016, die später, Ende Oktober 2016, erschien und auch noch online als PDF zu kaufen ist, habe ich einen langen Artikel zum Thema Fototechnik publiziert - eine ähnliche Ausrüstung wurde hier auch benutzt. Ich hatte auch meinen ersten zerlegbaren Quadkopter dabei, der immerhin eine Gopro im Brushlessgimbal tragen konnte! Die Fotos wurden, wie üblich, in Adobe Lightroom entwickelt - in der letzten Fassung, die den User noch nicht in die Cloud zwingt, der Version Classic 7.5. Es folgen jetzt ausgewählte 552 Fotos auf 23 Seiten. Unglaubliche Farben, die nicht übertrieben sind!
140815-3655.jpg 140815-3657.jpg
141107-1346.jpg 141109-2.jpg
141109-1355.jpg 141109-1364.jpg
141109-1373.jpg 141109-1383.jpg
141109-1385.jpg 141109-1397.jpg
141109-1409.jpg 141109-1416.jpg
141109-1425.jpg 141109-1440.jpg
141109-1449.jpg 141110-1453.jpg
141111-1459.jpg 141111-1461.jpg
141111-1463.jpg 141111-1465.jpg
141113-1476.jpg 141113-1477.jpg
141114-1481.jpg 141114-1525.jpg
next last
[Home]
Besucherzaehler