Meine Nepalreise entsprang einem relativ kurzfristigen Entschluß, vorgegeben durch 3 Wochen Urlaub, die im März 1991 noch vor dem Verfall gerettet werden sollten. Damals war gerade die Iran-Krise, und kaum jemand traute sich zu fliegen, daher gab es bei Condor fast geschenkt einen last-minute-Flug, den ich knapp 2 Wochen vorher gebucht habe. Der Flug wurde dann über Russland umgeleitet (wegen Sicherheit im Luftraum), daher hatte ich, auch die Möglichkeit, die Hauptstadt von Uzbekistan, Tashkent, per Zwischenlandung zu besuchen. Alleine dieser Besuch wäre eine Webseite wert, aber das ist eine andere Sache.
Die Anreise erfolgte natürlich nach Katmandu, der netten, relativ kleinen Haupstadt Nepals. Sie war bei meinem Besuch praktisch frei von Touristen, eine wirklich einmalige Situation. Ich habe mich die ersten zwei Tage in einem alten Hotel eingemietet. Ich hatte gehört, dass man in Katmandu mit etwas Glück auch jemanden findet, der sein Motorrad verleiht. Ich fand sogar zwei, und zur Auswahl stand eine Honda XL125 und eine CM200, eine "sehr komfortable Art" zu reisen, wie man mir versicherte. Eigentlich wollte ich eher die XL, aber die war nicht in der Lage, Gepäck aufzunehmen, und dann vielleicht noch bergaufzufahren in den dortigen Höhen. Also dann doch die "Komfortable". Ich hatte meinen, motorradtaugliche Trekkingschuhe, Schlafsack, Isomatte und Motorradweichseitenkoffer dabei. Die CM ist eine Gurke, keine Leistung und katastrophales Fahrwerk. Ich musste dem Besitzer versprechen, nur auf geteerten Strassen zu fahren. Leider ist die CM im Gelände mit Gepäck recht mühsam zu bewegen, aber ich hatte ja große Erfahrung mit dem Bewegen von Straßenmotorrädern auf Geröllpisten.
Die Route führte zu den Königsstädten rund um die Hauptstadt und alle ihre Kunstschätze, die wirklich sehenswert sind. Dann nach Nagarkot mit Blick auf 200 km Himalayapanorama bis zum Mt. Everest. Den glutroten Morgen und den Blick von unserer Lodge bei ungewöhlich klarem Himmel werde ich wohl nie vergessen. Von dort ging es Richtung Everest-Basislager, nach Tibet über eine üble Lehm- und Geröllpiste an die Grenze (Lhasa konnten ich aus politischen Gründen nicht besuchen), weiter nach Pokhara im Westen (die Straße war nach starken Regen einige Wochen zuvor fast völlig abgerutscht!), wo man auf nur 800m Höhe zwischen Bananen- und Affenbrotbäumen in dem fantastischen See baden kann, wärend sich dahinter das ewig vereiste über 8000m hohe Annapurna-Massiv auftürmt. Unglaublich! Nach einer heissen Bootstour durch die Stromschnellen von Mugling ging es auf einem offenen LKW nach Süden an die indische Grenze in den Chitwan Nationalpark. Der ist bekannt für wilde Elefanten, indische Tiger, Krokodile und die letzten Exemplare der berühmten Panzernashörner. Zuletzt fuhr ich im Süden über sehr ursprüngliche Dörfer wieder zurück nach Katmandu. Die Motorräder (ja, die XL haben ich dann später doch noch mal genommen) haben gut gehalten, sieht man mal davon ab, daß sämtliche Lichter und die Vorderradbremse nicht funktionierten, aber wozu braucht man schon solchen dekadenten Kram?
Hier auf elf Unterseiten noch 266 Scans meiner Dias von damals. Es war nicht ganz einfach, die verschobenen Farben einigermaßen hinzukriegen: