Madagaskar Expedition 2004
V 2.1.1 vom 28.01.05 updated 23.01.2011 ©2005-2011

Die Madagaskar-Reise habe ich über die Weihnachtsferien 2004/2005 mit einer Mietmaschine, einer 88er Transalp, innerhalb drei Wochen durchgeführt. Auf die Idee brachte mich letztlich Irene, eine madegassische Studentin. Sie lebt in der Haupstadt Antananarivo ("Tana") und studiert hier Germanistik und lernt daher Deutsch. Wegen der exotischen Tier- und Pflanzenwelt hatte ich bereits vor 18 Jahren den nie realisierten Plan einer Motorradreise dort, der jetzt wieder auflebte.

Das Motorrad wurde bereitgestellt von Manfred Luft, einem deutschen Auswanderer, der in Tana lebt (hier seine Website). Er verfügt über einige ältere Hondas, darunter einige Transalp und eine Afrikatwin, die wir vorbestellt hatten. Diese AT war aber kaputt und die vorhandene TA einem anderen Kunden zugesagt, so dass ich auf "meiner" Ersatz-TA, die est 900 km von Tulear gebracht werden musste, zwei Tage warten mussten. Die Maschinen sind zwar alt, aber auch nach unseren Masstäben verkehrssicher. Eine TA bietet natürlich keine ernsthafte Reichweite, Bodenfreiheit oder Wat-Tiefe, wie ich es von meiner HPN oder KTM gewohnt bin, aber Pistenfahrten sind damit ohne weiteres möglich und werden vom Vermieter nach individueller Absprache der Route auch gestattet. Er hat mir sogar meinen groben neuen Wunschreifen vereinbarungsgemäß draufgemacht, der auch in der nassen Lehm-Pampe wirklich nützlich war. Hier nochmals herzlichen Dank für diesen Service. Das Motorrad hat ohne Defekte durchgehalten, wir haben es pfleglich behandelt, die unbequeme Sitzbank (dies sei bei allen Transalps dieses Baujahres normal) und die undichten, sich selbst-entleerenden, zerklüfteten, überbreiten Givi-Plastikkoffer in Kauf genommen. Der Mietpreis war angemessen moderat und fair - insgesamt ist diese Variante sehr zu empfehlen, zumal der eigene Motorradtransport dorthin finanziell und bürokratisch in keinem Verhältnis zum Nutzen steht.

Unsere Tour war genau 2779 km lang und ging bei äusserst wechselhaftem Wetter (Monsun Zeit) von Tana über Antsirabe, Miandrivazo über eine zerlöcherte Piste nach Morondava, einer Kleinstadt auf der Westseite der Insel direkt am indischen Ozean. Hier gibt es schöne, breite weiße Strände. Nördlich hiervon auf einer Piste nach Belo-Tsiribihina immer wieder fantastische Baobab Bäume sowie die Tour in den sehr interessanten Kirindy Nationalpark. Das ist ein exotischer Trockenwald mit vielen endemischen, seltenen Tieren, Chamäleons, Lemuren (Makis), aber auch Schlangen und verschiedenen Blutsaugern.

Von hier zurück über Antsirabe (in der Nähe gibt es Edelsteinminen, Steine werden in der Stadt günstig gehandelt), Ambositra nach Ranomafana, wo wir der Transalp schon im Halbdunkel eine gemeine Piste zumuten müssen, teils weggeschwemmt mit metertiefen Matschlöchern, tiefen Schlammrinnen, selbst für LKW völlig unbefahrbar (wir haben es dem Vermieter erst hinterher erzählt). Fast wie bei der Enduromania. Die bessere Piste hatten wir verfehlt und so zwar 30 km gespart aber bestimmt viel länger gebraucht. Ranomafana ist der Ausgangspunkt für den immerfeuchten tropischen Regenwald, der hier als Nationalpark geschützt ist, als kleiner Rest des einmal grosse Teile der Insel überziehenden Primärwaldes. Es gibt verschiedene Lemuren zu beobachten, u.a. sehen wir auch den extrem seltenen Goldenen Bambuslemur, der erst 1986 als neue Art entdeckt wurde. Die Wanderungen durch den Regenwald mit einheimischem Guide sind sehr anstrengend, die längste Tour waren 13 Stunden, und wir waren dabei übersäht mit dutzenden Blutegeln.

Von Ramonafana aus besuchten wir die Ostküste in Mananjary auf teils neuer Strasse und teils schmaler Piste. Es geht durch offene Bambuswälder und landwirtschaftlich genutzte Gebiete. Die Tsunami-Welle hat hier keine nennenswerten Schäden hinterlassen, zum Zeitpunkt des Unglücks waren wir ausserdem im Inland. Von hier geht es weiter über Fianarantsoa, Ambalavao, Ihosy nach Ranohira. Der hier gelegene trockene NP Isalo, durch den sich eine bizarre Kalksteinlandschaft zieht, besichtigen wir nicht intensiv, da der Monsun uns hier mit besonders viel Wasser überschüttet. Dank der blöden Givikoffer ist alles feucht, sogar die Kameraoptiken beschlagen, obwohl diese noch in Plastiktüten zusätzlich geschützt wurden.

Ich ziehe daher die Strecke nach Süden durch bis Toliara (Tulear), wo es auch akzeptable Hotelerie gibt. Die Stadt ist ziemlich überschwemmt von den ungewöhnlich starken Regenfällen. Das Zimmer und diverse Restaurants sind nur "watend" zu erreichen. In den Folgetagen trocknet das langsam ab, ich fahre noch ein Stück nach Süden und bleibe dort in einem Mangroven-Hotel, von hier aus per Pirogen-Boot auf Nosy Ve, einer unter Naturschutz stehenden Insel, wo u.a. viele Vögel brüten. Was vor einigen Jahren noch ein toller Korallen-Tauchgrund war, präsentiert sich unter Wasser inzwischen als völlig abgestorbene, graue Riff-Ruine. Den Grund konnte mir niemand nennen. Auch in den Norden von Tulear machen wir noch einen Ausflug über Pisten, bevor ic das Motorrad in Tulear abgeben und mit der Air Madagascar nach Tana zurückfliege.

Die Zeitschrift Imagixx hat einen kurzen Artikel (ohne Bezug auf Motorrad) über die Tour veröffentlicht, hier ist er herunterzuladen (PDF mit 1.1 Mbyte).
Allgemeine Infos:

1. Madagascar ist die viertgrößte Insel der Welt und ein sehr armes afrikanisches Land. Da es sich schon vor etwa 90 Millionen Jahren vom Mutterkontinent löste und große Raubtiere fehlen, hat sich eine völlig eigenständige Flora und Fauna entwickelt. Ein großer Teil der hier vorkommenden Arten gibt es nur hier. Das macht das Land für Naturbegeisterte besonders besuchenswert.

2. Da früher französische Kolonie, sind die Einwohner der Meinung, dass jeder Weiße Französisch können muss. Englisch versteht praktisch niemand. Daher sind als Fremde fast nur Franzosen auf der Insel anzutreffen. Es sind überwiegend Männer. Speziell an den Küstenorten ist Prostitution, auch von Minderjährigen, Bestandteil des normalen Strassenbildes, man wird auch in allen Touristenlokalen von Mädchen angesprochen. Auf dem Land werden normal überhaupt keine Fremdsprachen gesprochen.

3. Madagaskar ist eines der ganz wenigen Länder Afrikas, wo man Motorräder leihen kann (neben Südafrika, Namibia und einigen Ferienressorts in Kenia), nämlich in Tana (Antananarivo) bei Manfred (bietet auch Einwegmieten an) und im Süden in Tulear bei einer großen italienischen Motorradwerkstatt (hier überwiegend Hardenduros). Die Preise sind moderat. Sprit etwas billiger als daheim. Seit dem Bürgerkrieg 2002 sind die Preise landesweit eingebrochen, auch einigermassen gute Hotels bekamen wir um 20 Euro für das Doppelzimmer oder noch wesentlich weniger, was aber sicher auch an der Regenzeit lag. Essen ist spottbillig.

4. Die Bevölkerung ist am Land ungemein nett und hilfsbereit, natürlich auch neugierig aber nie unangenehm, wie z.B. in den muslimischen Ländern Nordafrikas. Wir hatten nie das Gefühl, nicht willkommen zu sein, oder gar Sicherheitsbedenken.

5. Das Klima in Madagaskar ist tropisch heiss an der Küste, gemäßigt warm im Hochland. Monsunzeit ist in unserem Winter, wobei im Süden und Westen insgesamt wesentlich weniger Regen fällt. Im Monsun fällt der Regen meist nachmittags und abends, kann allerdings sehr heftig sein. Es gibt aber auch immer mal wieder Sonnentage, vor allem im Süden. Für eine Motorradtour in dieser Zeit ist eine Goretexkombi mit herausnehmbarem Futter oder eine Crosskombination ergänzt durch eine Regenkombi zu empfehlen, dazu ein leichter Pulli. Richtig kühl (unter 15 Grad) war es nicht, dafür aber auch schon mal richtig heiss (40 Grad an der Südwestseite).

6. Als Reiseführer ist der RKH Madagaskar (leider von 2001) und der Lonely Planet (aktuell 2004) brauchbar, besser ist der französische jährlich aktualisierte Führer (wer französich spricht). Die beste Übersichts-Karte ist die F&B Madagaskar 1: 2.000.000, von der ich einlaminierte doppelseitige Farbkopieen dabei hatte.

7. Madagaskar wird direkt aus Europa nur von der Air Madagascar (via Mailand) und der von mir so ungeliebten Air France (AF) via Paris angeflogen. Nachdem mir bei der AF schon auf früheren Reisen viermal mein Gepäck verschlampt oder wegen Überfüllung des Fliegers einfach nicht mitgenommen wurde, wollte ich Paris umbedingt vermeiden, zumal extrem unfreundliche Massenabfertigung, stundenlange Verspätungen usw. dort die Regel sind. Aber terminlich ging es leider diesmal doch nicht anders. Immerhin haben sie diesmal nur 2 Stunden gebraucht, um mein Gepäck in Tana zu finden, und auf dem Rückweg lediglich meine handgeschnitzte Trommel aus Tana zertrümmert. Dafür wurden in Paris beim Rückflug (gottseidank nicht beim Hinflug!) die BMW-Helme von dem Security-Personal konfisziert. Diese stellten eine Bedrohung für die französische Luftsicherheit dar. Als wir uns lautstark beschwerten, daß wir die schon weltweit x-mal mitgenommen hätten, rief man einfach die Polizei, die uns abführte (etwa 30 min. vor Abflug unserer Anschluß-Maschine nach München). Als wir auf französisch (Anna kann gottseidank Französisch, Englisch verstand der Jung-Polizist nicht - und das am Pariser Flughafen!) verlangten, dass er uns erkläre, was uns vorgeworfen würde, und was der Grund unserer Festnahme sei, wurde er ganz kleinlaut und verdrückte sich in der Menge. So geht man dort mit vollzahlenden Air France Linien-Flug-Kunden um - immerhin ist der Flug 200 Euro teurer als der von Air Madagascar.

Nachtrag: auch die CorsAir (via Paris) und die Air Mauritius (via Mauritius, hier Zwangsübernachtung nötig) fliegen Madagaskar an (Stand Februar 2005).
Auf den folgenden Seiten habe ich 528 Fotos verteilt, die sich zum Vergrößern auch anklicken und sich auch von dort weiterblättern lassen (für DSL User zu empfehlen). Unten lassen sich die Seiten weiterblättern - es sind insgesamt 22 Unterseiten mit je 24 Fotos. Die Aufnahmen habe ich mit meiner damaligen, bewährten, leichten, kompakten und sehr zuverlässigen Digitalspiegelreflex Pentax *istD gemacht, wovon ich mir kürzlich aus Sicherheitsgründen einen zweiten Body zugelegt habe. Als Optiken kamen die Brennweiten Pentax DA14mm, Sigma 18-125mm und Sigma 135-400mm zum Einsatz, wobei das Supertelezoom sehr nützlich bei den diversen Tieraufnahmen war - entsprechend einer maximal 600er Brennweite bei analogen KB-Kameras. Die Ausrüstung passte in einer LowePro Nova 2 Fototasche gerade noch in meinen kleinen Touratech-Tankrucksack. Bei 12 Gbyte Flashkarten konnte ich auf unsicheren Festplattenzusatzspeicher gut verzichten, und da die Lithiumwegwerfbatterien ca 1500 Bilder halten, reichten hier auch eine Ersatzbatterie statt eines schweren Ladegerätes mit aufladbaren Mignonakkus und entsprechenden französischen Steckdosenadaptern, die bei dieser Kamera alternativ verwendet werden können.

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