Japan 2018
Selbstfahr-Trip im April/Mai
Japan wollte ich immer schon besuchen! Da eine Reisegruppe nicht in Frage kam (und auch sehr teuer ist!) und das Fahren mit dem eigenem Motorrad in Japan nicht erlaubt ist, blieb nur, lokale Verkehrsmittel (Shinkansen-bullet train, Bus und Flugzeug) und Mietwagen (ich hatte drei verschiedene) zu nutzen. Die Autos sind schon ulkig in Japan, sehen aus wie kleine, extrem lahme Minibusse und ermahnen einen per Sprachausgabe ständig mit einer Mischung aus Englisch und Japanisch "rough driver detected. Please drive carefully", sobald der Beschleunigungssensor irgendwelche minimale Seitenkräfte wahrnimmt. Das bei einem Tempo, wo einen in Deutschland jeder angehupt und überholt hätte... Die Bedienung des eingebauten Navis war kaum möglich, obwohl auf Englisch umgestellt - gut, daß ich meinen Garmin dabei hatte. Erstaunlich in einem Land, das für eine große Autoindustrie bekannt ist. Da Deutschland 1948 nicht dem internationalem Führerscheinabkommen beigetreten ist, wird auch der deutsche internationale Führerschein in Japan nicht anerkannt. Man braucht eine separate Übersetzung und Beglaubigung des nationalen Führerscheins. Man fährt wie die Briten und Inder auf der "falschen" Straßenseite. Die Autobahnmaut ist realitv teuer und die Strecken strikt tempolimitiert. Die Stimme im Auto ermahnt einen ständig, die Verkehrsregeln zu beachten, wenn man nur 1 km/h drüber ist, was dazu führt, daß fast alle 10km/h unter dem Limit bleiben. Ich habe aber selten Autobahnen benutzt. Für die Strecke von Tokyo nach Nagano habe ich den Shinkansen (den superschnellen Zug) benutzt. Auf die Sekunde pünktlich (nicht nur auf die Minute!) und sehr komfortabel (da könnet sich der DB-Schnarchladen mal was abschneiden).
Die Flüge waren alle mit der ANA, der japanischen nationalen Fluggesellschaft, München nach Tokyo (Honshu), von Tokyo nach Sapporo (Hokkaido), zurück nach Tokyo und nach München. Der Personal war freundlich, aber mit dem Fluggerät ist kein Komfortpreis zu gewinnen gewesen. Neben dem Reiseführer hatte ich mir bei Japan Talk Anregungen geholt, welche Plätze interessant und fotografierenswert sind. Diese Route bin ich gereist (hier die Übersichtskare mit Route in schwarz):
Tokyo-Nagano (Shinkansen)-Shigakögen Nationalpark (Japanische Alpen)-Matsumoto-Takayawa-Shirakawa-Kyoto-Amanohashidate-Tottori-Higashi-Hiroshima-Itsukushiama-Kurashiki-Takamatzu (Shikoku Island)-Tsurugisan Nationalpark-Kobe-Osaka-Nagoya-Hakone (Fuji Nationalpark)-Kofu-Nagano. Von hier nach Mietwagen-return mit dem Nachtbus zurück nach Tokio. Da ich auch die Nordinsel Hokkaido noch kennenlernen wollte, bin ich nach Sapporo geflogen. Von hier aus noch eine Runtour mit dem Mietwagen zu den Vulkanen Ito, Toya und Kawakami in den entsprechenden Nationalparks. Eine weitere Tour ging nach Otaru und von hier an wild zerklüfteten Küste in den Niseko Nationalpark.
Ich habe noch folgende drei Routenkarten direkt aus meinem Navi hinterlegt: Zentral-Honshu und West-Honshu und Hokkaido wo man meine Route nachvollziehen kann. Japan sieht am Globus immer klein und wie ein Vogelschiß aus, ist aber in Wirklichkeit mit 2500km vertikaler Ausdehnung (ohne die Tropeninseln im Süden) riesig groß. Zentral sehr bergig und teilweise auch recht unwegsam - in einer Tour unmöglich ganz abzufahren. Da Japan am pazifischen Feuerring liegt, gibt es zahlreiche landschaftsprägende, teils aktive Vulkane.
Japan ist völlig anders als Alles, was ich bisher in Asien gesehen habe. Die Japaner sind ruhig und fleißig, wirken etwas scheu, sind aber auch durchaus hilfsbereit. Alles muß sehr präzise und sauber sein, wenn der Zug um wenigen Sekunden verspätet ist, ist das eine seelische Katastrophe für den Lokführer - vermutlich hätte er sich früher dafür den Bauch aufgeschlitzt. Das Essen ist extrem vielfältig und meist auch sehr schmackhaft. Es gibt zahllose einfache Restaurants, teurere Lokale sind dünn gesät und oft muß man warten. Ich wollte z.B. umbedingt das "berühmte" Kobe-Steak probieren (85€ für 200g, Beilagen extra, naja muß ja nur einmal sein), war aber etwas enttäuscht. Sehr fettig, nicht so wie unsere klassischen dry aged Steaks. Daneben gibts Seafood überall, Suschi, Gemüse und allerlei Undefinierbares. Man kann sich das vorher genau ansehen, die Speisen sind plastifiziert in den Schaufenstern ausgestellt. Sehen unheimlich echt aus. Ein traditionelles Ryokan (Gasthaus am Land) mußte auch ausprobiert werden, aber eigentlich ist das nur eine "Pappschachtel mit Reistrohmatte, Bodentisch zum Niederknien und Futon zum Schlafen". Irgendwie kam das vintage-feeling hier nicht so richtig rüber. Zahllos sind die Gärten und historischen Anlagen, die ich besucht habe, vor allem Kyoto sticht hier heraus. Es lohnt sich hier drei Tage zu bleiben. In Osaka mußte ich natürlich in den Yodobashi Camera Store. Gigantisch, was sich hier auf 8 Stockwerken an Technik auftürmt - und das absolut umsatzsteuerfrei für Ausländer (Pass immer dabei haben!). Achtung, bei Kameras nach der internationalen Version fragen, sonst ist das Menu in Japanisch, bei anderem Zubehör ist es egal. Kann ich jedem Foto- und Gadget-Fan nur empfehlen, da kann man Tage drin verbringen! Braucht sich vor dem B&H Store in New York keinesfalls verstecken. Kauft man jeden Tag einen Ersatzakku für seine Kamera, darf man kostenlos im Store-Parkhaus parken und die Stadt erkunden, in der Parken sonst so teuer ist, daß der Kamerakku somit fast umsonst ist. Interessant auch die Straße mit den Vintage-Kameraläden, das hat in Japan große Tradition. Und: fotografiert wird überall und ständig. Vor allem werden heute aber Selfies gemacht mit dem Mobilfon. Man wirft sich in irgend eine alberne Pose und lichtet sich vor jedem Wahrzeichen selbst ab.
Die ganze Tour bot neben völlig neuen Erfahrungen viele schöne Fotogelegenheiten, die Landschaft aber auch das exotische Streetlife war sehr interessant. Ich hatte auch wieder einen kleinen faltbaren Fotokopter (Mavic Air) dabei und einige schöne Luftaufnahmen mitgebracht. Das Wetter war meist recht ordentlich. Im Norden war der Frühling gerade am Anfang mit Kirschblüte, im Süden war es teilweise schon recht warm und sommerlich. Wer sich auf etwas völlig Fremdes einlassen will, dem kann ich Japan nur empfehlen. In den Städten sind die Hotels meist recht teuer, v.a. in Kyoto und Tokyo. Aber es gibt ja booking.com und agoda.com (in Asien meist bessere Angebote!). Um unabhängig zu sein, habe ich mir schon in Deutschland eine Japan SIM Karte bei JapanWifiBuddy gekauft. Das Netz war recht gut abgedeckt - besser als bei uns in Deutschland außerhalb der Großstädte.
Als Kamera hatte ich wieder meine exzellente Sony A7R II dabei (die ich dann auf die A7R III upgegradet habe). Ich bin so froh, daß ich nicht mehr die schweren DSLR Kamera einschließlich Ersatzbody mitschleppen muß. Dazu als Optiken das sehr gute Sony FE24-105 f/4, das erstklassige Sony FE100-400mm f/4.5-5.6 GM sowie das Sony FE12-24mm f/4 für gelegentliche Superweitwinkelbilder. In der c't Fotografie 6/2016, die Ende Oktober 2016 erschien und auch noch online beim Heiseverlag als PDF zu kaufen ist, habe ich einen langen Artikel zum Thema Fototechnik publiziert - eine ähnliche Ausrüstung wurde hier auch benutzt. Die Fotos wurden, wie üblich, in Adobe Lightroom entwickelt - in der derzeit letzten Fassung, die den User noch nicht in die Cloud zwingt, der quälend langsamen Version 7.5.
Es folgen 19 Seiten mit 456 Fotos von der Tour, die sich mit den Pfeilen unten durchklicken lassen. Die Vollbilder lassen sich durch Klicken auf die Vorschauen anzeigen, von da kann man die Vollbilder auch weiterblättern!