Finnmark Winter 2013
Bis zum Nordkap: Die Suche nach der perfekten Aurora
V 1.0.5 vom 07.04.2013 updated 17.06.2013 ©2013

Über ein verlängertes Wochenende bin ich ein paar Tage nach Kiruna in Nordschweden geflogen und habe mir einen kleinen Ford Focus Diesel mit Winterausrüstung gemietet. Erstaunlich gutes Auto, preiswert, wintertauglich, sehr sparsam und laufruhig. Die ungefähre Rund-Route habe ich hier in Google sichtbar gemacht. Die ganzen Abstecher habe ich jetzt nicht mit eingezeichnet, am Schluss waren es über 3000 km, davon bin ich auch einiges in der Nacht gefahren. Die Winterlandschaft Norwegens mit seinen Fjorden ist traumhaft schön. Ich liebe dieses rosa Licht, das es so nur im Winter in polnahen Breiten gibt. Auch die Wälder Finnlands mit ihren "Schneemännchen" waren sehr schön. Ich hatten großes Glück mit dem Wetter, es war mehr als 50% der Zeit nicht bedeckt, was dort eher selten ist. Ich habe das Glück allerdings beeinflusst und bin nach der Wetterkarte (die ich immer auf dem iPad live beobachtet habe) immer in die klarste Richtung gefahren. Und ich hatte eine ziemlich gute Auroraaktivität mit Kp-Werten zwischen 2 und 5 mit teilweise richtig grellen, mehrfarbigen Polarlichtern. Einmal waren sie sogar in der Dämmerung schon sehr deutlich zu erkennen. Unverzichtbar ist die Aurora-App auf dem iPad oder Smartphone regelmäßig zu prüfen. Ich empfehle, eine lokale Prepaid-SIM Karte kaufen. Das ist in Norwegen allerdings nur für Einheimische erlaubt - mir hat ein netter türkischstämmiger SIM-Verkäufer seinen Namen "geliehen". Das eisige Wetter war v.a. in Finnland und Schweden auf jeden Fall ein massiver Streß für die Fotoausrüstung, siehe hier, wo die Kamera auf dem Schlafsack liegend langsam wieder angewärmt wurde. In Norwegen war es an den Fjorden, wo das Meerwasser immer noch ein wenig Golfstrom-Wärme trägt, nicht ganz so kalt, aber immer noch unter Null.
Nordskandinavien ist sehr teuer, daher habe ich ausschließlich im Auto übernachtet und Essen im Supermarkt gekauft. Das hat auch den Vorteil, dass man die ganze lange Nacht wunderschön das Polarlicht beobachten und auch gleich fotografieren kann, wenn sie auftauchen. Denn trotz Vorhersage der Verteilung der globalen Intensität der Aurora kann man den Zeitpunkt nicht so genau vorhersehen. Das hängt nämlich noch von vielen anderen Faktoren ab, insbesondere dem Breitengrad, der Himmelsbedeckung mit Wolken und der Lichtverschmutzung der Umgebung. Die Skandinavier verschwenden leider viel Strom mit extensiver Strassenbeleuchtung. Ein heller nördlich stehender Mond verschlechtert die Sichtbarkeit der Aurora, die Mondphase und Mondbahn seien also auch noch beachtet. Die Aurora war allerdings diesmal so stark, dass sie sich auch gegen das Mondlicht durchsetzen konnte. Je stärker der Teilchenfluß der Sonne, desto weiter nach Süden erstreckt sich der Bogen des Polarlichts. Bei extrem starken Sonnenstürmen kann das Polarlicht gelegentlich sogar in Norddeutschland beobachtet werden. Eine ungefähre Idee zur täglichen Aurorastärke erhält man auch durch die täglich neu von Lesern veröffentlichten Fotos auf Spaceweather.com. Oft hält die Aurora eine Viertelstunde bis mehrere Stunden an, zumindest an Tagen mit hoher Aktivität (Kp-Wert Vorhersage ab 3-4). Die Sonnenaktivität und somit die Polarlicht-Häufigkeitschwankt in einem 11-Jahresrhytmus, der rechnerisch von Anfang 2012 bis Anfang 2014 ein Maximum hat. Daher gab es damals auch oft und kräftige Aurora.
Eine gute - von mir selbst entwickelte - Methode, um keine Aurora fotografisch zu verpassen, ist es, jede halbe oder ganze Minute ein langzeitbelichtetes Foto auf dem Stativ automatisch auszulösen. Bei der Canon 5D Mark II geht das z.B. sehr gut mit der alternativen Software "Magic Latern", die neben vielen tollen Funktionen ein Intervallauslöser bietet. Nikons haben das z.T. sogar ab Werk eingebaut. Dazu ist aber eine richtig starke kältefeste Stromquelle nötig. Der ganz schwarze Teil der Nacht dauert hier im Februar rund 13 Stunden. Ich habe mir einen Akkudummy besorgt (z.B. den hier), der in die Kamera passt. Er wird mit einem aus sechs LiO-Hochleistungs-Zellen (Panasonic NCR18650B mit Lötfahne, eigentlich z.B. für die Notebookproduktion gedacht) selbst zusammengelöteten 7,2V/9,8Ah Industrieakku verbunden. Er hält locker 30 Stunden Dauerbetrieb durch und lässt sich im Auto schnell wieder laden. Als Ladegerät verwende ich ein Modellbaulader von Graupner.
Setup für Polarlichter: Die Kamera kommt dann mit einem Superweitwinkel oder Fisheye auf ein Stativ. Sie wird auf ein interessantes Motiv nach Norden ausgerichtet (der Polarstern hilft hier). Oder bei stärkerer Aurora Richtung Nordwesten bzw. Nordosten (schönes Motiv wählen). Das Ganze wird bei unsicherem Wetter noch mit einem käuflichen SLR-Wetterschutz aus Nylon gegen Regen und Schnee abgedeckt und mit Spanngurt am Boden fixiert, das Ganze wird sonst im aufkommendem Sturm weggeblasen. Ein gutes Anfangssetup für Testbelichtungen bei mittelstarker Aurora ist f2.8, ISO 1600-3200, 15s Belichtungszeit und manueller Fokus auf unendlich. Diesmal war die Aurora teilweise so stark, dass ich - zumindest mit dem genialen Canon f1.4 EF24mm L Weitwinkel - auf ISO 400 runtergehen konnte. Belichtungszeiten über 20 Sekunden sollte man vermeiden, die Sterne werden zu unschönen Strichen. Am besten geht es mit den modernen lichtempfindlichen Vollformat-Kameras. Je nach Intensität taucht das Polarlicht im Norden auf, wird es stärker, spannte es von NO nach NW. Ist es sehr stark, spannt es von O nach W, direkt über unsere Köpfe. Wenn die Kamera für Fremde im Dunklen nicht zu sehen ist, wird man sie am nächsten Morgen mit vielen hunderten gemachten Fotos dort auch wiederfinden, wo man sie abends aufgestellt hat. Hoffentlich nicht mit vereister Frontlinse oder gar unter einer Schneedecke. Es ist eine interessante Technik, diese Bilder zu einem Zeitrafferfilm zusammenzufügen und auch die interessantesten Einzelfotos zu nutzen.
Ich habe 1154 Fotos (ohne Zeitrafferfotos) gemacht und davon 120 ausgewählt, die im Anschluß auf 6 Seiten zu sehen sind. Durch Anklicken der Vorschau kommt man zu den ganzseitigen Fotos (1080 Pixel breit), hier kann man auch mit den Pfeilen weiterblättern. Alle Fotos enstanden mit meiner Canon 5D Mark III, den Brennweiten EF15mm 2.8 Fisheye, EF14mm 2.8 L II USM, EF24mm 1.4 L USM, EF24-105mm 4.0 L IS, EF70-300mm 4-5.6 L IS USM sowie gelegentlich dem EF400mm 4.0 DO IS USM. Kein Blitzlicht, allenfalls Taschenlampenlicht gewedelt auf den Vordergrund. Dafür wurden häufig mehrsekündige Langzeitbelichtungen mit den hervorragenden B+W ND-Filtern gemacht, besonders wenn Wasser als Motiv im Bild war. Die Entwicklung der RAW-Dateien erfolgte im aktuellen Adobe Lightroom 4.3, eine geniale Software, die ich nur jedem ans Herz legen kann, der seine Fotos besser haben will, als die normalen JPGs, die eine Kamera normalerweise so ausspuckt.
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