Antarktis 2010
V 1.1.6 vom 15.12.10 updated 30.12.11 ©2010
Nein, diesmal ohne Motorrad... ich erhielt extrem kurzfristig - nur wenige Tage vorher - die einmalige Gelegenheit, auf einer Eisbrecher-Antarktis-Expedition mit bekannten Fotografen und einem Filmteam zum Selbstkostenpreis mitzureisen. Es sollte durch ein irisches Team im Auftrag der BBC eine Dokumentation der unglaublichen Rettung der Expeditionsmitglieder Shackleton-Expedition 1914-1917 gedreht werden. Er wollte als Erster die Antarktis ganz durchqueren. Sein Schiff, die Endurance, fror im Wedell-Meer ein und sank einige Monate später. In einer unglaublichen Odysee konnte die ganze Mannschaft gerettet werden, eines der ganz großen Wunder der Entdeckergeschichte.
Das Expeditions-Schiff war der legendäre russische Eisbrecher Kapitan Khlebnikov der russischen Reederei FESCO, die auch den Rekord für den südlichsten je von einem Schiff erreichten Punkt hält (ca 78,7° Süd). Hier die Route im GPX-Format für Navis und im KML-Format für Google Earth sowie als Bild aus der Navi-Karte und aus Google Earth. Das Schiff hat ca. 60 Mann Besatzung und kann bis zu ca. 100 Personen aufnehmen. Es gibt einen Hangar für zwei alte russische Hubschrauber und zahlreiche Schlauchboote sowie 4 gekapselte Rettungsboote. Der Eisbrecher schafft in kontinuierlicher Fahrt gut einen Meter Festeis und mit Rammstößen über 3m dickes Alteis zu brechen, bei vorhandenen Brüchen und Rinnen auch mehr. Das habt er auch wirklich gebraucht - im antarktischem Frühjahr (November) ist das Packeis wirklich noch mächtig, vor allem in der Wedell-Meer.
Die Flug-Anreise (die so kurzfristig nur mit Glück noch zu organisieren war) zum Startpunkt nach Ushuaia (Feuerland), das ich von meiner Patagonientour ja bereits aus 2008 gut kannte, war sehr weit. Ausserdem blieb mein Gepäck bei der argentinischen Regionallinie zurück, das zum Glück noch ganz knapp vor Abfahrt nachgeflogen wurde.
Die Reise durchs Eis selbst war ein einmaliges Erlebnis, das man Worten kaum beschreiben kann. Die Tiere in der Antarktis sind an Land ja keinen Feinden ausgesetzt und kennen keinerlei Scheu. Man kann sich auf Augenhöhe nähern, ohne einen Fluchtreflex auszulösen. Zunächst besuchten wir die Anarktische Halbinsel, dann ging es quer durchs dicke Eis des Wedellmeers bis zur Akta-Bay, wo unsere dritte deutsche Polarforschungs-Station "Neumayer 3" im Jahr 2009 in Betrieb genommen wurde. Einige Besatzungsmitglieder, die hier überwintert hatten, kamen uns gleich mit dem Motorschlitten entgegen, sie erhalten sonst ja nie Besuch ausser Ihrem eigenem Versorgungseisbrecher "Polarstern" (max. 2x im Jahr aktuelle Position hier). Natürlich habe ich sie in die Schiffsbar eingeladen.
In Eis der Antarktis leben die unglaublichsten Tiere, die man sich nur vorstellen kann, die Kaiserpinguine. Sie überleben minus 60 Grad bei schlimmsten Stürmen im monatelangem antarktischen Winter, was sonst kein Lebewesen schafft, und das ohne Futter. Ich hatte die Gelegenheit, mehrere Kolonien ganztägig zu besuchen. Sie hatten gerade ihre Kücken, die in ihrem grauen Flaum ganz anders aussehen als die Eltern. Die Fotos können das drollige Gewatschel und die Geschrei-Kulisse kaum wiedergeben. National Geographic hat sogar eines meiner Fotos zum Foto des Monats gemacht. Vom letzten Sommer erneut im Packeis eingefrorene, riesige Tafeleisberge mit kathedralengrossen Eishöhlen gaben eine unglaubliche, ausserirdisch wirkende Kulisse. Unglaubliche Farben erzeugt der stundenlange Sonnenuntergang und der sofort darauf folgende Sonnenaufgang mit erst orangenen, dann rötlichen, schließlich eisig-rosafarbenem Licht, ein Traum für jeden Naturfotografen. Das grosse Glück war schönes Wetter dort.
Danach hatte ich richtig stürmisches Wetter mit Wellenhöhen bis 8 Metern, so dass man in der Koje ständig herumgeworfen wurde. Die geplanten Anlandungen auf den praktisch nie besuchten South Sandwich Islands waren daher auch nicht möglich, obwohl das Schiff einige Tage in diesen Gewässern kreuzte. Stattdessen gelangen Aufnahmen von riesigen Brechern, die laut krachend noch über die rund 30-50m hohen Tafeleisberge spritzen und wie Explosionen aussahen. Danach besuchte ich noch Südgeorgien, wo weltweit die höchste Wirbeltierdichte herrscht - ich nenne die Insel das "Galapagos des Südens". Die Fauna ist hier anders als in der Antarktis selbst. Elefantenrobben, Pelzrobben, zahllose Pinguine (va. Königspinguine) und Vögel beherrschen das Bild. Das Schiff besuchte u.a. noch eine der zerfallenen Walfangstationen (Grytviken) und fuhr dann weiter auf die eher flachen Falklandinseln, von wo ich über Santiago de Chile zurückflog.
Für diese Reise hatte ich wirklich ein enormes Arsenal an Foto-Technik einschliesslich seewasserfesten Packsystemen dabeia. Es folgen 396 Fotos von dieser spektakulären Tour, die ich ausgewählt habe aus insgesamt 8821 Fotos, auf 17 Seiten. Durch Anklicken der Vorschau kommt man zu den ganzseitigen Fotos (1500 Pixel breit), hier kann man auch mit den Pfeilen weiterblättern. Alle Fotos enstanden mit meiner Canon 1Ds Mark III und den Canon-EF-Brennweiten 14mm L, 15mm Fisheye, 24-105mm L, 28-300mm L, 100-400mm L, 500mm L. Die Entwicklung der RAW-Dateien erfolgte in AdobeCameraRaw 6.1 mit den von mir entwickelten Makros für verschiedene Lichtsituationen und optimalen Kontrast auf dem mitgenommenen MacBook Pro.