Possi's Motorrad-Pack-Strategie

V 1.1.1 vom 27.02.96, Update 23.11.03 ©1996


Mit Gepaeck noch sportlich fahren

Mit Gepäck offroad noch sportlich fahren


Allgemeines zu Gewicht und Gewichtsverteilung:

Der wichtigste Tip ist, kein Ballast mitschleppen! 15 Kilo sind akzeptabel, 20 Kilo die absolute Schmerzgrenze. Auf dem Bild oben waren es allerdings viel mehr, nämlich 41,7 Kilo (Gewicht einschl. Wasser und Alukisten samt Träger), das sei aber niemanden zur Nachahmung empfohlen. Damit kommt kein Ungeübter durch den Sand! So banal es klingt, aber die meisten fahrtechnischen Probleme entstehen durch das Gepäck. Einmal hat man viel zu viel mitgenommen, zum Anderen ist es auch noch ungünstig verstaut. In jeder guten Publikation zu diesem Thema steht dazu, daß das Optimum der Unterbringung im oder unter dem Schwerpunkt liegt. Nur kann man da leider kaum was unterbringen, weil da schon der Motor ist! Stimmt nicht ganz, denn schweres Werkzeug, das man selten braucht (z.B. lange Montiereisen) kann man z.B. mit Bandschellen unten am Rahmen festmachen. Rallyfahrer haben sogar eine kleine Box vorne unten am Motor. Der zweitbeste Platz ist unter der Sitzbank, auch da sollten die schwersten anderen Werkzeuge und Ersatzteile rein. Dann kommt der (kleine) Tankrucksack. Da habe ich, falls ich ueberhaupt einen Tankrucksack mitnehme, meine Fotoausrüstung drin. Erst dann kommen die Seitenkoffer, dann der Platz hinter der Sitzbank (ungünstige Gewichtsverteilung), dann der Gepäckträger/Topcase (ganz schlecht!). Eine Maschine mit 10 Kilo Topcase fährt sich schlechter als mit 20 Kilo in Seitenkoffern, besonders im Gelände, wo jedes Gramm zählt!

Gepäckunterbringung in der Praxis:

Possi ohne Gepaecksystem in Tibet Das Foto zeigt mich, vom meiner Sozia fotografiert, in Tibet im Rahmen meiner Nepalreise 1991. Da hatte ich (wegen Trekking) Rucksack und Beutel dabei. Das ist am Motorrad ziemlich unpraktisch. Es geht auch ohne den Soziussitz oder gar die Gepäckbrücke zu bepacken. In Marokko wie auch auf vielen anderen Touren hatte ich nur in den Koffern und unter der Sitzbank mein Zeugs, also keine labberigen Packbeutel zusätzlich. Mit Sozia Fernreisen zu machen, ist da echt hartes Training! Allerdings sind meine Alukoffer recht geräumig und gut von oben zu beladen. Die Zeltstangen von meinem "Northface Tadpole" passen gerade noch rein, und so habe ich stets auch die ganze Campingausrüstung (einschließlich der Isomatte!) in den Koffern gehabt. Das ist ein unschätzbarer Vorteil, denn die sind ziemlich diebstahlsicher. Motorrad abstellen, abschliessen, weggehen. Kein Problem wie mit Tankrucksäcken, Beuteln usw. Nachteil der Koffer ist eben das Gewicht und u.U. auch die Verletzungsgefahr beim Sturz. Als Alternative kommen eigentlich nur Weich-Taschen und Beutel von Ortlieb, die inzwischen auch von anderen Herstellern kopiert werden, infrage. Es ist viel besser, 2-3 kleine (Größe S und M) als einen solchen Riesen-"Müllsack" zu verwenden. Natürlich ist das viel unpraktischer als Koffer und erfordert strikte Beschränkung auf das absolut Notwendigste, aber ist dann die leichteste Lösung in Kombination mit einem Tankrucksack. So war ich z.B. im Februar 1995 eine Woche mit nur ganz wenig Zeugs (kein Camping) in den Pyrenaeen unterwegs (herrlicher schneefreier Winter damals, wir waren die einzigen Endurofahrer dort!). So kann man auch extrem sportlich fahren.
Guhr-Koffer an meiner HPN-BMW

Gepäckkoffer:

Wer unter 20 Kilo bleibt, kommt u.U. sogar mit Orginal-Plastik-Koffern (BMW und Yamaha sind gut, die anderen kenne ich nicht) oder guten Zubehörkoffern (Hepko-Becker Junior und Givi) zurecht. Das halten die zugehörigen Halterungen gerade noch aus, wenn man nicht zu wild Gelände fährt (mit Spannriemen gut sichern). Das Problem ist aber, daß man kleine Stürze einkalkulieren muß, und da gehen die meisten Plastikoffer in Scherben (nicht der HB Junjor-Plastikoffer). Gute (komplett geschweißte) Alukoffer, wie die von R. Guhr (siehe Fotos), Fa. RMS, Tel. 09306 8599, kriegen allenfalls eine Beule. Andere brauchbare Koffer gibts bei Fa. Götz/Hechingen oder Därr/München, die sind aber nicht geschweißt und aus dünnerem Blech (die hatte ich auf meiner Australien-Reise dabei). Der mit viel Werbeaufwand angebotene Alukoffer von Hepko-Becker taugt dagegen nur für die Fahrt zur Eisdiele und ist noch dazu viel zu teuer. Eine sehr gute Übersicht über die derzeit erhältlichen Alukoffer hat Giancarlo auf seiner Alu-Koffer-Seite verfasst. Die Alukisten sind natürlich innen blank, um nicht den schwarzen Alu-Abrieb überall zu haben, habe ich meine Koffer innen immer mit 2mm-Korkplatten (Baumarkt, Achtung, viele sind dicker als 2mm!) ausgeklebt. Dieses Material ist sehr leicht, isoliert hervorragend, ist mechanisch stabil und preiswert. Gute Alu-Boxen sind nur sinnvoll, wenn ein entsprechend konstruierter Halter dafür da ist. Edelkisten an einen Serienhalter für Plastikkoffer zu schrauben ist in meine Augen nicht sinnvoll (außer für die Show am Parkplatz). Einen guten Halter gibts entweder auch beim Spezialisten, oder man fertigt ihn selber, was ich auch schon ein paarmal gemacht habe, jedes mal wurde er besser, er bricht nicht, sondern federt allenfalls leicht.
Aktueller Traeger an meiner HPN-BMW

Meine Gepäckträger:

Man braucht dazu ungehärtetes(!) Alu-Bandmaterial 30x8mm. Das gibts im Metallwarenfachgeschäft und ist ziemlich teuer (Materialpreis etwa 150 Mark). Wer vom Fach ist, kriegts natürlich viel billiger. Man biegt (nicht knicken!) ein "U" passender Größe, das an die beiden Fußrastenaufnahmen geschraubt wird. Das "U" wird durch weitere Bänder ergänzt, die es nach oben festhalten. Die Verbindung zum Rahmenheck stellen 4 bis 6 Hohlbolzen aus Alu her, durch die eine 8er oder 10er Senkkopfschraube geführt wird. Unten stehen die Koffer auf dem "U", oben werden sie mit zwei Schloßschrauben (diebstahlsicher) von innen mit einer Hutmutter oder Flügelmutter angeschraubt. Damit die Koffer unten nicht abrutschen, haben sie einen Falz (die Götz- und die Därr-Koffer haben den wegen der Preßränder sowieso, Guhr-Koffer: da muß er einen anschweißen). Zwei über das "U" vorstehende Laschen verhindern ein Abrutschen der Koffer, indem sie den Falz führen. Dieser Träger hält auch auf Wellblech oder bei "normalen" Stürzen bombenfest und wiegt nur 3 Kilo (zum Vergleich wiegt der "berühmte" steinschwere Tesch-Träger 9,5 kg, ein Unding nach meiner Meinung!). Ein großes Foto zeigt meine Erstkonstruktion (damals mit 50x6mm Bandmaterial an meiner XL350R, dafür 4,5 kg), mit der ich in Indien und Südostasien war. Diese Konstruktion trug problemlos die zwei Zarges 75-Liter Boxen, zusammen fast schon ein Auto-Kofferaum mit unverbauten 150 Litern! Im Gelände kommt man damit rasch an die Grenzen, vor allem wegen der Baubreite. Aber 50 km am Strand von Goa langzufahren, ging damit auch noch. Heute reduziere ich mein Gepäck einfach stärker, wenn ich ohne Sozius fahre, geht es sowieso viel leichter.

Nochmal: nur das Nötigste mitnehmen!

Wenn es immer noch zuviel ist, dann hilft vielleicht folgende Überlegung: Was brauche ich garantiert täglich? Ist meine Campingausrüstung auch wirklich "light"? Gibt es Teile, die ich noch durch funktionsgleiche leichtere ersetzen kann? Hat mein Partner sowas schon dabei (immer absprechen!)? Bei Ersatzteilen und Werkzeug wirklich nach Wahrscheinlichkeitsüberlegungen einpacken: die kleine Selbsthilfe muß reichen. Auch in der Dritten Welt gibts überall Werkstätten, und die sind im Improvisieren oft sowieso viel besser als wir (Vorsicht, es gibt auch jede Menge wichtigtuerischer Idioten, die Dir, ohne mit der Wimper zu zucken, alles ruinieren). Deswegen ist es auch ratsam, mit einem zuverlässigem, nicht zu kompliziertem Fahrzeug loszufahren: XT, TT, DR, GS oder so. Es gibt auch etliche Piloten, die mit High-Tech-Fahrzeugen durchgekommen sind, aber die, die liegen geblieben sind, von denen spricht ja niemand! Zum Thema Ballastvermeidung lies auch meine Gepäckseite! Besucherzaehler